
Naturphänomen: Mysteriöse Feenkreise
Entdeckung in Australien Forscher erklären Feenkreis-Rätsel
Tanzenden Feen werden die mysteriösen Grasringe im Süden Afrikas der Legende nach zugeschrieben. Wissenschaftler streiten schon lange über die wahren Ursachen der sogenannten Feenkreise. Minen, Insekten, Meteoriten, Erdgase, kosmische Strahlen und Ufos waren im Gespräch. Jetzt meinen Forscher das Phänomen erklären zu können.
"Wir haben ein weltweit gültiges Entstehungsprinzip gefunden", sagt Stephan Getzin vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ. Getzin und seine Kollegen fanden Feenkreise erstmals außerhalb von Afrika - eine ganz besondere Entdeckung.
Die Biologin Bronwyn Bell hatte den Nordwesten Australiens, wo sie wohnt, mit Linienflugzeugen immer wieder überflogen. Ihre Fotos ließen Getzin staunen, der wenige Monate später bereits für Messungen in der abgelegenen Wildnis eintraf. Tatsächlich: Abertausende Feenkreise übersäten die Landschaft.
Schon der Hammer-Test beeindruckte die Forscher: Ihr Versuch, Nägel in den trockenen Lehmboden der Savanne zu schlagen, misslang. Die Nägel brachen an dem harten Grund. Temperaturmessungen ergaben, dass die Erde teils 75 Grad heiß war. Wie, so fragten sich die Gelehrten, konnten dort Gräser Wurzeln schlagen?
Grasringe entstehen quasi von selbst
Die Forscher haben die Graskreise vermessen, im Boden nach Wasser und Insekten gesucht, die Erde analysiert, Luftaufnahmen ausgewertet und Computersimulationen gestartet. Es handele sich um das gleiche Phänomen wie in Afrika, berichten Getzin und seine Kollegen im Wissenschaftsblatt "PNAS" .
Der Theorie der Forscher zufolge entstehen die Grasringe quasi von selbst, also ohne Wirkung von Insekten, Gasen oder anderem. In der regenarmen Savanne wetteifere die Vegetation besonders intensiv um Wasser.
Die vitalsten Gräser zögen das meiste Wasser an, sie bildeten schließlich die berühmten Kreise. Die Kreise entstehen demnach, weil sich Gräser bei extremer Wasserknappheit so anordnen, dass sie möglichst viel Wasser bekommen - weniger gut platzierte Gräser gehen ein.
Am meisten Wasser für alle Gräser steht zur Verfügung, sofern sich die Gräser kreisförmig anordnen - so haben alle gleichermaßen Zugang zum Wasser.

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Die trockensten Zonen bleiben kahl, um sie herum siedeln sich zunächst einzelne Gräser an. Sie lockern den Boden, bahnen damit Regenwasser den Zugang in den harten Boden, sodass weitere Gräser gedeihen - Grasringe wachsen. Im Innern der Kreise können keine Gräser überleben, ihnen wird regelrecht das Wasser abgegraben.
Die Feenkreise entstünden also durch Selbstorganisation, glauben Getzin und seine Kollegen.
Bereits in Afrika war den Forschern aufgefallen, dass die Runde gleichmäßig verstreut sind - wie Gäste einer Kneipe, die sich möglichst weit voneinander wegsetzen, sodass sie den Raum gleichmäßig füllen.
"Ein solches Muster ist in der Natur sehr ungewöhnlich, wenn es sich in dieser regelmäßigen Form über weite Gebiete ausdehnt", sagt Getzin. "Da müssen besonders starke Ordnungskräfte am Werk sein."
Die Erklärung der Forscher: Ein neuer Feenkreis entstünde immer in maximaler Entfernung von anderen - dort sei am meisten Wasser übrig. So verteilen sich die Grasringe schließlich gleichmäßig.
Weitere Entdeckungen erwartet
Voraussetzung für eine Feenkreis-Landschaft ist also Dürre - nur harter Konkurrenzkampf um Regenwasser zwinge Gräser in die Kreisform. Getzin und seine Kollegen bestätigen damit eine Theorie, die etwa auch Walter Tschinkel von der Florida State University in den USA vertritt.
Kritiker der Theorie hatten stets bemängelt, dass es auch in Trockenregionen außerhalb von Afrika Feenkreise geben müsste, sollte tatsächlich Wasserknappheit die Graskreise verursachen. Just diese Entdeckung meinen Getzin und seine Kollegen nun liefern zu können.
Eine andere berühmt gewordene Theorie glauben sie damit widerlegt zu haben. In Afrika hatten Biologen häufig Termiten unter Feenkreisen gefunden - die Insekten, so schien es, würden sich über Graswurzeln hermachen. An den Rändern der Runde wuchere das Gras umso höher.
Niemand hatte allerdings je beobachtet, dass Termiten tatsächlich das Gras vernichten würden. Auch andere Fragen blieben offen: Warum bilden die Flecken zumeist Kreise? Warum verursachen die Tierchen nicht stattdessen gezackte Flächen? Warum scheinen die Termitentunnel keine Beziehung zu den Kreisen zu zeigen?
In Australien, berichten Getzin und seine Kollegen, hätten sie nur vereinzelt Termiten oder Ameisen gefunden.
Ihrer Theorie zufolge dürften weitere Feenkreis-Regionen entdeckt werden. "Die Grasrunde entstehen in unwirtlichen, trockenen Gegenden, wo meist keine Menschen hinkommen", sagt Getzin. "Einige Feenkreise wurden vermutlich noch nicht gefunden."
Zusammengefasst: Nicht nur in Afrika, auch in Australien gibt es die mysteriösen Grasringe, Feenkreise genannt. Forscher, die das Phänomen nun erstmals außerhalb Afrikas entdeckt haben, liefern eine Theorie für das rätselhafte Phänomen: In Dürregebieten zwingt Wasserknappheit Gräser dazu, sich optimal zu ordnen, um Regen aufzusaugen. In Kreisform erlangten Gräser am meisten Wasser - die Gebilde entstünden also durch Selbstorganisation ohne Wirkung anderer Einflüsse.