

Washington - Rotlachse sind hervorragende Langstreckenschwimmer. Die Fische kommen auf dem Festland zur Welt - von da aus geht's nach einem Jahr über Flüsse in den Pazifik. Dort leben die erwachsenen Tiere im offenen Ozean, bis sie wieder die Wanderlust packt: Nach zwei bis vier Jahren schwimmen sie zurück zu ihrem Geburtsgewässer. Dort laichen die Fische und sterben. In den Kinderstuben ihres Nachwuchses dienen sie noch als Dünger.
Kanadische Forscher haben nun herausgefunden, dass der Weg, den die Lachse zurücklegen müssen, deren Fitness entscheidend bestimmt. Müssen sich die Tiere auf ihrer Wanderung vom Meer in die oberen Flussläufe lange durch starke Strömungen kämpfen, reagieren sie auch weniger empfindlich auf Temperaturschwankungen, stellten Wissenschaftler um Erika Eliason von der University of British Columbia in Vancouver fest.
Diese Veranlagung mache die Sportler unter den Lachsen wohl auch widerstandsfähiger gegen die durch den Klimawandel verursachten steigenden Wassertemperaturen, schreiben die Forscher im Fachblatt "Science".
Hoffnung auf hohe Anpassungsfähigkeit
Die Wissenschaftler hatten Lachse aus acht unterschiedlichen Populationen in Kanada untersucht, die in verschiedenen Quellseen des Fraser Rivers in British Columbia laichen. Die Biologen setzten die Versuchstiere in ein spezielles Aquarium, in dessen Inneren sich Strömung und Temperatur variieren lassen. Dabei zeigte sich die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Lachse je nach Brutregion: Fische, die auf ihrer Wanderroute beispielsweise das sogenannte Hell's Gate - ein Abschnitt in einem Seitenarm des Fraser Rivers mit vielen Stromschnellen - bewältigen mussten, waren besonders fit und hatten große Herzen.
Vor allem wenn die Forscher die Wassertemperatur erhöhten, bewiesen diese Tiere ihre hohe Leistungsfähigkeit. Denn mit steigender Temperatur wird es für Fische zunehmend schwierig, ihre Muskeln ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Die Bestände der Rotlachse sind in den letzten Jahren zurückgegangen, sagen die Forscher. Einige Experten glauben, dass daran auch der Klimawandel schuld sein könnte, da er das Flusswasser erwärmt.
Auch der Fraser River ist in den vergangenen Jahren wärmer geworden, berichten die Forscher. Die Ergebnisse lassen ihnen zufolge nun hoffen, dass der Rotlachs anpassungsfähiger ist als bisher angenommen. So könnten sich die genetischen Varianten der Fische mit hoher Anpassungsfähigkeit mit der Zeit durchsetzen und die Populationen wieder stabilisieren.
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Rotlachs im Adams River in British Columbia: Zur Welt kommen die Fische auf dem Festland. Von da aus geht's nach einem Jahr über Flüsse in den Pazifik.
Lachsschwärme am Scotch Creek in British Columbia: Nach zwei bis vier Jahren im Ozean schwimmen die Fische zurück zu ihrem Geburtsgewässer. Dort laichen sie - und sterben.
Schwieriger Weg zu den Laichgründen: Forscher haben herausgefunden, dass der Weg, den die Fische zurücklegen müssen, deren Fitness entscheidend bestimmt.
Lachsschwärme am Scotch Creek in British Columbia: Die Bestände der Rotlachse sind in den letzten Jahren zurückgegangen, sagen die Forscher. Einige Experten vermuten dahinter unter anderem auch einen Effekt der steigenden Flusstemperaturen im Rahmen des Klimawandels.
Wanderung der Lachse: Die neuen Ergebnisse lassen hoffen, dass der Rotlachs anpassungsfähiger ist als bisher angenommen. So könnten sich die genetischen Anlagen der widerstandsfähigen Fische mit der Zeit durchsetzen und die Populationen wieder stabilisieren.