Flugakrobatik Kolibris schütteln sich trocken

Nicht nur Hunde beherrschen den Schütteltrick, auch Kolibris können sich trockenschütteln. Mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeitskamera haben Biologen die Bewegungen der Luftakrobaten studiert: Die Vögel drehen dabei rasend schnell viele Körperteile - sogar im Flug.
Kolibri im Schüttelmodus: Jeder Tropfen Wasser bring zusätzliches Fluggewicht

Kolibri im Schüttelmodus: Jeder Tropfen Wasser bring zusätzliches Fluggewicht

Foto: DPA/ Victor M. Ortega

London/Berkeley - Kolibris fliegen nicht nur rückwärts und auf der Stelle, sie können im Flug auch Wassertropfen abschütteln. Die kleinen Vögel schützen sich so vor Unterkühlung. Und sie vermeiden energiezehrendes Zusatzgewicht, wie US-amerikanische Forscher im Fachjournal "Interface"  der britischen Royal Society berichten. Ihren Kopf schütteln sie demnach im Flug sogar doppelt so schnell wie im Sitzen.

Victor Ortega-Jimenez von der University of California in Berkeley und Robert Dudley vom Smithsonian Tropical Research Institute in Balboa, Panama, hatten drei männliche Annakolibris (Calypte anna) mit Wasser besprüht. Die Reaktionen der nur etwa viereinhalb Gramm schweren Tiere nahmen sie mit zwei Hochgeschwindigkeitskameras seitlich und oberhalb der Kolibris auf.

Ihren Kopf drehten die Vögel demnach beim Schütteln um mehr als 180 Grad, den Körper um über 45 und Schwanz sowie Flügel um mehr als 90 Grad, schreiben die Forscher. Die gleiche Bewegungen vollführen die Vögel demnach nicht nur während des Fluges sondern auch beim Sitzen auf einem Ast.

Flügel und Körper rotieren in entgegengesetzte Richtung. In der Luft erleichtere dies wohl Steuerung und stabile Fluglage, im Sitzen entlaste es die eher schwachen Beine der Tiere, schließen die Forscher.

Weil die Vögel so winzig sind, können Regentropfen sie rasch um einige Prozent schwerer werden lassen. Zudem kühlen sie wegen des ungünstigen Oberfläche-Volumen-Verhältnisses rascher aus als größere Vögel. Im Schnitt hätten die Tiere bei "leichtem Regen" 67 Wassertröpfchen pro Sekunde abgeschüttelt, was etwa 2,2 Milligramm Wasser entspreche, schreiben die Forscher.

Die Mikrostruktur ihrer Federn mache die Kolibris so effektiv darin, Regenwasser loszuwerden, vermuten Ortega-Jimenez und Dudley. Deren extreme Biegsamkeit steigere die durchschnittliche Geschwindigkeit an den Federspitzen um bis zu 36 Prozent. Das Schütteln im Flug sei ein außergewöhnliches Beispiel aerodynamischer Kontrolle, schreiben die Forscher.

Vor Kurzem hatten Biologen von der Yale University einen weiteren Trick entdeckt: Manche Kolibri-Männchen nutzen zum becircen der Weibchen ihre Schwanzfedern. Diese bringen sie mit akrobatischen Flugmanövern zum Vibrieren und erzeugen so Töne.

cib/dpa

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