Schutzschicht der Erde Ozonloch über Antarktis ungewöhnlich groß

Das zweite Jahr in Folge beobachten Satelliten einen außergewöhnlichen Rückgang der Ozonschicht. Experten rätseln über die Ursache und fordern eine bessere Nachverfolgung schädigender Chemikalien.
Treibender Eisberg in der Antarktis

Treibender Eisberg in der Antarktis

Foto: Larry Malvin / imago images

Es gehört zu den größten seit Beginn der Aufzeichnungen Ende der Siebzigerjahre: Die Ausdehnung des derzeitigen Ozonlochs ist bereits größer als die gesamte Antarktis, teilte der Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienst  (Cams) der Europäischen Union am Donnerstag mit. Die Dimension des diesjährigen Lochs sei ungewöhnlich, heißt es in einer Erklärung.

Bereits im vergangenen Jahr war das Ozonloch über der Antarktis größer als erwartet. Ob die Erholung der Ozonschicht nun verlangsamt wird, ist aber noch unklar. Experten rätseln weiter über die Ursachen der extremen Ausdehnung des Lochs.

Die Ozonschicht liegt in ungefähr 15 bis 35 Kilometer Höhe in der Stratosphäre. Sie schützt Lebewesen auf der Erde vor den schädlichen Auswirkungen ultravioletter Strahlung von der Sonne. Seit Jahrzehnten entsteht über der Antarktis im dortigen Frühling ein Ozonloch. Es erreicht über der Antarktis zwischen Mitte September und Mitte Oktober seine maximale Ausdehnung, schließt sich bis Dezember aber wieder.

Besorgniserregend sei der Befund noch nicht, sagte Vincent-Henri Peuch, Leiter des Atmosphärenüberwachungsdienstes. Das diesjährige Ozonloch ähnele aber stark dem des vergangenen Jahres, das eines der tiefsten und am längsten anhaltenden seit Beginn der Aufzeichnungen 1979 gewesen sei. Auch das diesjährige Loch zähle bereits zu den größten 25 Prozent.

Verfolgung von Verstößen gegen das FCKW-Verbot

Seit dem Verbot der bedeutendsten ozonabbauenden Stoffe im sogenannten Montreal-Protokoll von 1987 erholt sich die bis dahin stark geschädigte Ozonschicht über der Antarktis langsam wieder. Seit 2010 gilt ein komplettes weltweites Produktionsverbot für die Stoffe.

Die wichtigsten sind Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW). Sie stecken in Kühlschränken, Spraydosen und Feuerlöschern. 2019 wurde allerdings bekannt, dass Unternehmen in China den Bann dieser Chemikalien offenbar missachten. Darauf wiesen seit 2013 wachsende FCKW-Emissionen hin, berichteten Forscher.

Selbst wenn sich alle an das Verbot halten, könnte es noch bis in die Sechziger- oder Siebzigerjahre dauern, bis die schädlichen Substanzen vollständig abgebaut sind.

Trotz der erwarteten Erholung der Ozonschicht sei es notwendig, die Entwicklung genau zu beobachten, so Ozonexperte Peuch. So müssten Verstöße gegen das Montreal-Protokoll besser erfasst und verfolgt werden.

Nicht ausgeschlossen ist außerdem, dass auch der Klimawandel einen Einfluss auf die Ozonschicht hat. Für die Beobachtung des Ozonlochs werden Computermodelle in Kombination mit Satellitenaufnahmen verwendet.

sug/dpa
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