Fossil im Computertomografen Urfische hatten schon Finger

Die Finger sind in der Evolution deutlich früher entstanden als bisher angenommen. Wissenschaftler fanden bei einem versteinerten Urfisch Ansätze zu Fingern und Zehen. Der Fund ist interessant, weil sie die Übergangsform zwischen Fisch und Landtier sind.

London - Es ist rund 385 Millionen Jahre her, dass der Panderichthys, ein urtümlicher Quastenflosser, dort schwamm, wo sich heute das Baltikum befindet. Wissenschaftler interessieren sich für das Tier besonders, weil es als Übergangsform zwischen Fischen und vierfüßigen Landtieren, den Tetrapoden, gilt. Der Fisch konnte wohl durch seine Ohren atmen. Mit Hilfe seiner vorderen Brustflossen und einer extrem gut ausgebauten Muskulatur konnte sich das Tier am Boden entlang schlängeln.

Neue Forschungsergebnisse belegen nun, dass der Urfisch auch über Ansätze von Fingern und Zehen verfügte. Wissenschaftler um Catherine Boisvert von der Universität Uppsala haben ein Panderichthys-Fossil im Computertomografen analysiert. Die Ergebnisse stellen sie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Nature" vor: Auf dem erstellten dreidimensionalen Bild der Flosse entdeckten die Biologen und Geologen Ansätze von Fingern, die bisher nicht beobachtet worden waren.

In früheren Studien hatten Forscher Gene von Mäusen mit denen von Zebrafischen verglichen, die entfernt mit Quastenflossern verwandt sind. Da Zebrafische keine Gene für die Entwicklung von Fingern besaßen, schlossen die Wissenschaftler, dass Finger zum ersten Mal bei den Tetrapoden aufgetreten sein müssten. Dafür sprach auch das Ergebnis, dass Panderichthys keine Ansätze zu Fingern zu haben schien.

Allerdings wurden auch bei dem Urfisch Tiktaalik, der den Landwirbeltieren bereits ähnlicher war, vor zwei Jahren Ansätze zu Fingern entdeckt. Das Team um Boisvert sagt, dass die neuen, im Panderichthys-Fossil gefundenen Relikte aber noch mehr den Fingern und Zehen der Landtiere gleichen. "Das neue Ergebnis ist das wichtigste Puzzlestück und zeigt eindeutig, dass rudimentäre Finger und Zehen schon bei den Vorfahren der Landwirbeltiere existierten", sagt Boisvert.

Dafür sprächen auch die Daten über die Entwicklung der Flossen bei Haien, australischen Lungenfischen und Löffelstören. Die ersten vierfüßigen Tiere entwickelten sich vor etwa 380 Millionen Jahren. Aus ihnen entstanden später Lurche, Reptilien und Vögel.

chs/ddp

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