FSME-Risikokarte Gefahr durch Zeckenbisse steigt

Mediziner warnen vor gefährlichen Infektionen durch Zeckenbissen in Deutschland. Wegen steigender Temperaturen werden die Blutsauger zunehmend auch in nördlichen Bundesländern heimisch werden. Sie können die Viruskrankheit FSME übertragen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat eine neue Deutschlandkarte mit FSME-Risikogebieten veröffentlicht. Die gefährliche Virusinfektion, übertragen durch Zeckenbisse, ist demnach nicht mehr nur ein Gesundheitsrisiko in Süddeutschland. 129 Landkreise stufen die RKI-Wissenschaftler nach ihrer neuen Untersuchung als FSME-Risikogebiete ein - das sind 33 mehr als bei der letzten Analyse vor einem Jahr (siehe interaktive Karte unten).

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ähnelt im Verlauf einer Grippe, einzelne Patienten bekommen aber eine Hirnhaut-Entzündung. Die Zahl der gemeldeten Hirnhaut-Entzündungen durch FSME-Erreger hat sich in Deutschland binnen zwei Jahren verdoppelt. Ein Medikament gegen die Infektion gibt es nicht, eine Impfung wird allen Menschen in Risikogebieten empfohlen, die durch Beruf oder Freizeit ein erhöhtes Zeckenstichrisiko haben.

Die meisten FSME-Risikokreise liegen nach wie vor im Süden: 39 in Baden-Württemberg, davon 7 neu, 74 in Bayern (19 neu). In Hessen sind es acht Kreise (davon drei neu), in Thüringen sieben (vier neu) und in Rheinland-Pfalz ist es unverändert ein Kreis. Nur in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Saarland wurden bisher keine FSME-Fälle nachgewiesen. In allen anderen nicht genannten Ländern gab es zumindest Einzelfälle. 2006 hat das RKI bundesweit 546 FSME-Erkrankungen gezählt, 511 davon wurden wahrscheinlich durch einen Zeckenbiss in Deutschland ausgelöst.

Die ebenfalls durch Zeckenbisse übertragene Lyme-Borreliose ist eine bakterielle Erkrankung, die jährlich in Deutschland etwa 60.000 Neuerkrankungen beim Menschen verursacht und auch Haustiere, zum Beispiel Hunde und Pferde, betreffen kann. Es gibt keine Impfung dagegen. Eine frühzeitige klinische Diagnose entscheidet über eine erfolgreiche Therapie.

Zecken und die durch sie übertragenen Krankheiten haben sich in den letzten Jahren nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich ausgebreitet. So haben Forscher sogar im vergangenen Winter von November bis Januar wirtsuchende, aktive Zecken in Deutschland nachgewiesen, obwohl diese Jahreszeit normalerweise als klassische Ruhephase der Parasiten gilt. "Durch das milde Wetter mit Temperaturen über sechs, sieben Grad Celsius finden sowohl Zecken als auch ihre Hauptwirte, die Mäuse, ideale Überlebens- und Nahrungsverhältnisse vor", sagte Jochen Süss, Leiter des Nationalen Referenzlabors für durch Zecken übertragene Krankheiten in Jena.

Aber auch veränderte Freizeitgewohnheiten mit vielen Aktivitäten im Freien und das vermehrte Bergen von Holz als Heizmaterial erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Zeckenbisse. Steigende Temperaturen, mit denen infolge des Klimawandels gerechnet werden muss, dürften das Risiko noch erhöhen. Denn je höher die Temperaturen sind, umso besser können sich Zecken vermehren.

hda/dpa

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