

Frankfurt am Main - Es wurde kaum gespart mit großen Worten. Bei der ersten öffentlichen Vorstellung des am 12. August bei Waldgirmes gefundenen Pferdekopfes überboten sich die Beteiligten mit Superlativen. "Diese Bronzeskulptur gehört qualitativ zu den besten Stücken, die jemals auf dem Gebiet des ehemaligen Römischen Reichs gefunden wurden"', jubilierte Hessens Bildungsministerin Eva Kühne-Hörmann. Und Hessens Landesarchäologe Egon Schallmayer und Friedrich Lüth, Chef der Römisch-Germanischen-Kommission, stellten den Fund in eine Reihe mit anderen berühmten Entdeckungen wie dem Keltenfürsten vom Glauberg oder der Himmelsscheibe von Nebra.
Der lebensgroße Pferdekopf einer vergoldeten römischen Reiterstatue sowie einen Schuh des Reiters waren von Archäologen in der Gemeinde Lahnau im hessischen Lahn-Dill-Kreis gefunden worden. Dort hatten die Römer offensichtlich eine Stadt angelegt, von der aus eine neue Provinz des Römischen Reiches aus verwaltet werden sollte. Die militärische Katastrophe der Römer am Teutoburger Wald im Jahr 9 nach Christus machte dann aber solche Planungen zunichte. Die Reiterstatue - sie zeigt vermutlich den römischen Kaiser Augustus - wurde zerstört, ihre Überreste in einem Brunnen versenkt.
Wasser bewahrte das Fundstück
Das Wasser habe das Fundstück gut bewahrt, berichtete Kühne-Hörmann. An der Luft wäre es nicht so gut erhalten geblieben. "Der Pferdekopf ist hervorragend künstlerisch gearbeitet", sagte die Ministerin. Das Zaumzeug ist mit sechs Zierscheiben reich bestückt. Auf der Stirn befindet sich eine Platte mit der Darstellung des Kriegsgottes Mars, an den Seiten sind Siegesgöttinnen angebracht.
Die Ausgrabungen hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Bruchstücke des lebensgroßen Reiterstandbilds zutage gefördert (siehe Fotostrecke links). So wurden etwa ein Pferdefuß und ein schön verzierter Brustgurt des Pferdes gefunden. Nicht die offenbar im Mittelmeerraum gefertigte Statue, auch die Steine für ihren Sockel kamen von weither: Da im Lahntal kein leicht und fein zu bearbeitender Stein ansteht, transportierten die Römer nach Ansicht der Archäologen Muschelkalkquader aus der Umgebung des lothringischen Metz nach Waldgirmes.
Öffentlich zu sehen ist der Pferdekopf nach der Präsentation zunächst nicht. Er muss zunächst für 150.000 Euro restauriert werden. Dann soll er in einer Sonderausstellung präsentiert werden.
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Prezioser Pferdekopf: Hessens Landesarchäologe Egon Schallmayer (links), die hessische Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (mitte) und Friedrich Lüth, Chef der Römisch-Germanischen-Kommisssion (rechts) präsentierten den Fund in Frankfurt.
Fotograf mit Fundstück: Der lebensgroße Pferdekopf gehörte zu einer vergoldeten römischen Reiterstatue. Das große Denkmal soll den Kaiser Augustus gezeigt haben, der von 23 vor bis 14 nach Christus regierte.
Wertvoller Kopf: "Einen Fund solcher Qualität und Erhaltung hat es in Deutschland bisher nicht gegeben", erklärte das Deutsche Archäologische Institut. Zwar sei vor längerer Zeit auch in Augsburg ein Pferdekopf gefunden worden. Der sei aber nicht so aufwendig gearbeitet wie der Fund von Waldgirmes.
Reiche Beute: Restaurator Frank Brodis vom Hessischen Amt für Denkmalpflege mit dem Schuh eines Reiters, der ebenfalls gefunden wurde.