Gen-Datenbank Arche Noah im Tiefkühlfach

Britische Forscher haben damit begonnen, das Erbgut bedrohter Tierarten in einer Gen-Datenbank zu sammeln. Eine mögliche Anwendung in der Zukunft: Durch Klonen könnten längst ausgestorbene Arten wieder zum Leben erweckt werden.

Bei minus 80 Grad wurden Anfang dieser Woche die erste Gewebe- und Gen-Proben von acht Arten im Londoner Natural History Museum tiefgefroren. Zu den ersten Tieren in der frostigen Arche gehören die Säbelantilope, das Ästuar-Seepferdchen und die Feldgrille - alles Arten, die in der freien Natur nur noch in geringen Zahlen vorkommen. Auf diese Art sollen Proben aller vom Aussterben bedrohter Säugetiere, Vögel, Insekten und Reptilien für die Nachwelt erhalten werden.

Das aktuelle Artensterben sei das größte in der Erdgeschichte, sagt Phil Rainbow vom Natural History Museum. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass derzeit das sechste große Massensterben stattfindet. Durch Klimawandel und den Verlust des Lebensraums könnten ein Viertel aller Säugetiere und jeder zehnte Vogel innerhalb der nächsten 30 Jahre verschwunden sein.

Zunächst wollen die Londoner Wissenschaftler das Erbgut von Tierarten einfrieren, die nur noch in Zoos vorkommen oder wahrscheinlich innerhalb der nächsten fünf Jahre aussterben. Anschließend kommen die Arten an die Reihe, die nach jetzigem Kenntnisstand in 50 Jahren ausgestorben sein werden. Die Forscher orientieren sich bei ihrer Auswahl an der Roten Liste der World Conservation Union (IUCN). Duplikate der Proben werden sicherheitshalber in Instituten in San Diego und Melbourne gelagert.

In erster Linie sollen die Proben Forschungszwecken dienen. Sie können zum Beispiel Aufschluss über evolutionäre Anpassungen der Tiere und ihre Verwandtschaft zu lebenden Arten geben. Heute noch nicht möglich, aber für die Zukunft denkbar: das Klonen der eingefrorenen Zellen und damit die Wiederbelebung ausgestorbener Arten.

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