Der menschliche Darm ist ihr eigentliches Zuhause - aber Escherichia-coli-Bakterien können auch im Labor nützlich sein. Forscher haben die Mikroben gentechnisch verändert, so dass sie Dieselkraftstoff produzieren.
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Washington - Gentechnisch veränderte Darmbakterien können Dieselkraftstoff herstellen. Dies haben britische Forscher in Laborversuchen gezeigt. Das Besondere an dem Verfahren ist, dass der Kraftstoff der Bakterien mit herkömmlichen fossilen Kraftstoffen chemisch identisch ist. Er könnte somit direkt eingesetzt werden, ohne dass zum Beispiel Automotoren angepasst werden müssten, schreiben die Forscher in den "Proceedings of the National Akademy of Sciences". Allerdings befinde sich das Verfahren noch in einem frühen Stadium der Entwicklung.
Grundstoff für die Dieselherstellung sind freie Fettsäuren. Escherichia-coli-Bakterien können sie zu Kohlenwasserstoffen verarbeiten, aus denen Diesel-Kraftstoff besteht. Damit sie das machen, müssen die Bakterien zuvor allerdings gentechnisch verändert werden. Die Forscher um Thomas Howard von der University of Exeter schleusten dazu Gene verschiedener Bakterien in das Erbgut der Darmbakterien ein.
Die Forscher kultivierten die Bakterien zunächst in einem Medium, das eine Mischung von Fettsäuren enthielt. Daraufhin produzierten die Bakterien verschiedene Alkane und Alkene, die chemisch mit denen in herkömmlichem Diesel-Kraftstoff identisch waren. Später veränderten sie auch gentechnisch den Stoffwechsel der Bakterien so, dass diese ihre eigenen Fettsäuren wunschgemäß umwandelten.
Kommerzieller Biokraftstoff
Viele der bisher verfügbaren Biokraftstoffe müssen nach ihrer Herstellung veredelt werden. Oft sind sie für den Einsatz in gängigen Motoren nicht geeignet oder können nur als Beimischungen zu fossilen Kraftstoffen eingesetzt werden.
"Es war von Anfang an unser Ziel, einen kommerziellen Biokraftstoff zu produzieren, der ohne eine Anpassung der Fahrzeuge angewendet werden kann", erläutert Studienleiter John Love von der Universität Exeter. "Konventionellen Diesel in kommerziellen Mengen durch einen Kohlenstoff-neutralen Biokraftstoff zu ersetzen, wäre ein gewaltiger Schritt in Richtung unseres Ziels, die Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren.
Der globale Energiebedarf steigt und einen Kraftstoff zu haben, der unabhängig vom Ölpreis-Schwankungen und von politischer Instabilität ist, stellt eine zunehmend attraktive Aussicht dar."