Bermudainseln Unbekannte Region des Erdmantels entdeckt

Model der Erde: Oberer Erdmantel (dunkel), darunter der untere Mantel (hellorange) und der Erdkern
Foto: iStockphoto/ Getty ImagesDie Bermudainseln sind mit ihren weißen Stränden bei Touristen beliebt. Doch auch Geologen interessieren sich für die Inselgruppe im Atlantik. Denn das Gebiet weist eine Besonderheit auf: Es liegt auf der Spitze eines 4570 Meter hohen, vor rund 30 Millionen Jahren erloschenen Vulkans.
Ein internationales Wissenschaftlerteam hat dort nun Bodenuntersuchungen vorgenommen, um Rückschlüsse auf die innere Beschaffenheit der Erde zu erlangen. Dazu unterzogen sie aus Magma entstandenes Vulkangestein einer detaillierten geochemischen Untersuchung.
Das Team stieß auf eine bisher unbekannte Region des Erdmantels. Die Wissenschaftler berichten über ihre Entdeckung in der Fachzeitschrift "Nature".
Der Erdmantel bildet die mittlere Schale im Inneren der Erde. Sie liegt zwischen der Erdkruste und dem Erdkern, reicht bis zu 2900 Kilometer tief ins Innere unseres Planeten und verfügt über einen hohen Anteil an Eisen und Magnesium. Im Erdmantel herrschen teils hohe Temperaturen - zwischen einigen Hundert bis zu 3500 Grad Celsius.
Für ihre Untersuchung haben die Geochemiker aber nicht selbst gegraben. Sie analysierten Gesteinsproben auf ihre chemische Zusammensetzung, die aus einem Bohrloch aus den Siebzigerjahren stammen. Damals wurde fast 800 Meter tief gegraben - genau dieses vulkanische Gestein untersuchten die Forscher.

Bucht auf Bermudainseln
Foto: Andrew F Kazmierski/ iStockphoto/ Getty ImagesDas Ergebnis: Die neu entdeckte Region zeichnet den Angaben zufolge eine besondere Zusammensetzung von Bleiatomen aus, die durch radioaktiven Zerfall entstand, sowie durch Kohlenstoff, Wasser und andere flüchtige Stoffe.
"Unsere Studie zeigt, dass unser Verständnis von der Zusammensetzung des Erdmantels immer noch unvollständig ist - obwohl wir ihn seit fast einem Jahrhundert untersucht haben", erläuterte die Studienleiterin Sarah Mazza vom Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Die Forscher vermuten, dass das neu entdeckte Mantelreservoir von Gesteinsplatten stammt, die noch von Pangäa, dem letzten Superkontinent der Erdgeschichte, übrig und in der sogenannten Übergangszone gespeichert sind. Dabei handelt es sich um den Bereich zwischen 410 und 660 Kilometern Tiefe, der als Übergang vom oberen zum unteren Erdmantel gilt.
Dass die neuen Erkenntnisse über die Übergangszone direkt durch Gesteinsproben gewonnen wurden, ist der Universität zufolge eine Besonderheit: Das meiste vorherige Wissen erlangten Forscher demnach aus anderen Verfahren wie der Untersuchung von tief im Erdmantel liegenden Diamanten und geophysikalischen Berechnungen.
"Die Entdeckungen in Bermuda zeigen, dass wir weiter Inseln, Unterwasserberge und andere vulkanische Regionen im Atlantischen Ozean untersuchen sollten, um unser Verständnis der geochemischen Evolution der Erde zu verbessern", erklärte Esteban Gazel von der Cornell University in den USA, ebenfalls Leiter der Studie.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, der Erdmantel reiche bis zu 2900 Meter tief ins Innere unseres Planeten. Es muss 2900 Kilometer heißen, wir haben das korrigiert.