Umstrittenes Pflanzenschutzmittel Verkauf von Glyphosat ist 2017 gestiegen

Verpackung eines Unkrautvernichtungsmittels mit dem Wirkstoff Glyphosat
Foto: Patrick Pleul/ picture alliance/dpa4700 Tonnen Glyphosat haben Hersteller im vergangenen Jahr in Deutschland verkauft. Das geht aus dem jährlichen Bericht des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor. Produzenten von Pflanzenschutzmitteln sind verpflichtet, die jährlich abgegebenen Mengen an das BVL zu melden.
Der Wert für 2017 liegt mit einem Plus von 900 Tonnen deutlich über dem Vorjahr (siehe Grafik). 2016 hatte der Glyphosat-Absatz mit 3800 Tonnen allerdings den niedrigsten Wert seit 2003 erreicht. Vergleicht man die Glyphosat-Absatzwerte der vergangenen zehn Jahre, liegt der Wert von 2017 auf Platz sieben - in sechs von zehn Jahren war er also höher als 2017. Dass die verkaufte Menge Pflanzenschutzmittel schwankt, liegt auch am Wetter.
Die Regierung hat in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, die Glyphosat-Anwendung "so schnell wie möglich grundsätzlich zu beenden." Einen konkreten Plan zur Umsetzung gibt es bislang allerdings nicht. Gleichwertige Alternativen zu Glyphosat sind in vielen Bereichen schwer zu finden, wie die Bundesregierung kürzlich in einer kleinen Anfrage mitteilte.
Insgesamt mehr Pflanzenschutzmittel verkauft
2017 wurden in Deutschland auch insgesamt mehr Pflanzenschutzmittel verkauft als 2016. Das BVL hat ungefähr 34.500 Tonnen dokumentiert. Der Wert liegt in einer ähnlichen Größenordnung wie in den Jahren 2014 und 2015 (siehe Grafik).
Die meisten dieser Stoffe sind der Allgemeinheit kaum bekannt. Um Glyphosat tobt dagegen seit einigen Jahren ein heftiger Streit. Der Stoff ist ein sogenanntes Totalherbizid. Er tötet alle Pflanzen und wird deshalb in Deutschland vor allem vor der Aussaat von Nutzpflanzen auf den Acker gebracht.
WHO-Gremien uneinig
Dass der Stoff umstritten ist, liegt unter anderem an einer Bewertung der IARC, einem Gremium der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015. Sie hatte Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Die IARC untersucht allerdings nicht, ob ein Mittel bei der Anwendung im Alltag Krebs erzeugt, sondern nur ob es grundsätzlich dazu in der Lage ist.
Behörden, die die Risiken bei einer Anwendung im Alltag beurteilen, sehen dagegen kein Krebsrisiko - darunter die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und das Joint Meeting on Pesticide Residues (JMPR) , es ist wie die IARC ein Gremium der WHO.
Glyphosat - Das Wichtigste im Überblick
In den USA sieht sich die Bayer-Tochter Monsanto, die wie viele andere Firmen auch glyphosathaltige Unkrautvernichter herstellt, dennoch mit einer Vielzahl von Klagen konfrontiert. Im August 2018 hatte ein Gericht die Firma im Fall eines an Lymphdrüsenkrebs erkrankten Mannes bereits zu einer Strafzahlung von 290 Millionen Dollar verurteilt, weil auf der Packung kein Hinweis auf ein Krebsrisiko vermerkt war. Das Urteil wurde von Schöffen gefällt.
Zuvor hatten Wissenschaftler in einer Studie mit knapp 45.000 US-Farmern kein erhöhtes Leukämierisiko im Vergleich zur Normalbevölkerung nachweisen können - obwohl diese Glyphosat über viele Jahre angewendet hatten.