Grundwasserbestand "Die Konkurrenz ums Wasser verschärft sich"

In Deutschland könnte das Wasser langfristig knapper werden. Die Wasserwirtschaft braucht deshalb stabile Grundwasserbestände und neue Strategien gegen Dürren.
Viele Landwirte müssen seit Wochen ihre Felder extra bewässern

Viele Landwirte müssen seit Wochen ihre Felder extra bewässern

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

In Deutschland geht die Angst vor der großen Trockenheit um. Der Sommer 2020, so scheint es, könnte der dritte in Folge sein, der zu wenig Regen bringt. Geht es so weiter, droht erneut ein Dürresommer. Das erste Quartal 2020 war zudem das wärmste in den letzten hundert Jahren.

Experten fordern deshalb schon lange neue Methoden, um sich den klimatischen Veränderungen anzupassen und stabile Grundwasserbestände zu erzielen. In ländlichen Regionen könnte das ein besseres Gewässermanagement von Flüssen und Seen sein. Während die Strategie seit Jahrzehnten darin bestand, Wasser möglichst schnell aus den Bodenflächen herauszubringen, müsse es nun darum gehen, Wasser in der Landschaft zu halten und Fließgewässern mehr Raum zu geben. Darauf hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) aufmerksam gemacht.

Tatsächlich sind nur noch wenig Flüsse unverbaut und folgen ihren natürlichen Läufen. Eine Studie in der Fachzeitschrift "Nature"  rechnete im vergangenen Jahr vor, dass weltweit nur noch 37 Prozent nicht begradigt, kanalisiert oder gestaut sind. Drainagesysteme sorgen dafür, dass das Wasser abfließt, Begradigungen von Wasserläufen erhöhen Fließgeschwindigkeiten. In der Folge versickert weniger Wasser im Boden.

Der Effekt ist schon seit Jahrzehnten bekannt und hat zudem Lebensraum von Flora und Fauna eingeschränkt. Um das Problem anzugehen, sei es wichtig regionale Konzepte zu entwickeln, bei denen Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz zusammenarbeiten. "Wir haben die Situation, dass Wasser in Deutschland inzwischen ein knappes Gut ist und sich auch die Konkurrenz ums Wasser verschärft", so der Generalsekretär der Stiftung, Alexander Bonde, in Osnabrück.

Die Folgeschäden der Trockenheit für die Landwirtschaft seien riesig - allein für das Jahr 2018 betragen sie der Stiftung zufolge 8,7 Milliarden Euro in der Europäischen Union. Die Stiftung habe bereits mit einigen Förderprojekten auf die zunehmende Wasserknappheit reagiert. Im nördlichen Ruhrgebiet, den Halterner Sanden bei Dorsten und Haltern, wird derzeit ein Ampelsystem entwickelt, das Wasserwirtschaft oder Landwirtschaft als Entscheidungshilfe bei der Wasserentnahme dienen soll.

Geringerer Bedarf an Kühlwasser

Einen positiven Effekt auf den Wasserhaushalt könnte die Energiewende bringen, da mit erneuerbarer Energien die Zahl der Kohle- und Kernkraftwerke abnehmen. Diese hätten einen großen Kühlwasserbedarf, hießt es. Bis zum Jahr 2050 werde sich der Wasserbedarf einer Studie zufolge um die Hälfte verringern. Diese Einsparung komme auch dem ländlichen Raum zugute.

Bei Nutzungskonflikten um das Grundwasser müsse die Sicherung des Trinkwassers Vorrang haben, auch vor den Interessen der Landwirtschaft, sagte ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Schon jetzt müssten in einigen Regionen die Trinkwasserversorger mit knappen Ressourcen klarkommen. "Die Systeme der Wasserversorger laufen auf Hochtouren und teilweise in den Reservebereich." Der Wasserbedarf in diesem Mai sei so hoch gewesen wie schon lange nicht mehr. Weil in diesem Jahr viele Menschen den Urlaub zu Hause verbringen werden, sei im Sommer keine Entlastung zu erwarten.

joe/dpa

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