Richard Byrne und seine Kollegen von der schottischen Universität St Andrews haben sich im Amboseli-Nationalpark, einem vergleichsweise kleinen Schutzgebiet im Südwesten Kenias umgesehen. Durch die Untersuchung von 36 Familien wollten die Wissenschaftler herausfinden, wie Elefanten den Aufenthaltsort ihrer Clan-Mitglieder bestimmen.
Wie das Forscherteam nun im Fachblatt "Biology Letters" berichtet, haben die weltweit größten Landsäugetiere buchstäblich einen Riecher dafür, wo sich ihre Familienmitglieder aufhalten. Die Forscher hatten Elefanten mit Urinproben von näheren und entfernteren weiblichen Verwandten konfrontiert. Die Tiere reagierten verdutzt, wenn sie vor sich plötzlich den Urin eines Clan-Mitglieds rochen, das eigentlich hinter ihnen hätte gehen müssen.
Die Reaktionen der Tiere zeigten, dass Elefanten den Aufenthaltsort von mindestens 17 Familienmitgliedern kennen, auch wenn sie die Tiere nicht sehen, schreiben die Wissenschaftler. Einige Tiere hätten sogar bis zu 30 Mitglieder ihrer Herde auf der inneren Landkarte gehabt. An Geruchsproben nicht verwandter Tiere hätten die tierischen Probanden überhaupt kein Interesse gezeigt.
Im Sommer hatten US-Forscher von der Stanford University in Palo Alto herausgefunden, wie sich Elefanten
auch über größere Distanzen warnen. Auch dabei war der starke Familiensinn der Tiere auffällig geworden. Zum Aussenden von Warnsignalen benutzen die Elefanten ihren Rüssel, der Töne im Infraschallbereich erzeugt. Diese können über größere Distanzen über die Luft als auch durch den Boden übertragen werden. Doch nur Warntöne bekannter Tiere versetzten die getesteten Elefanten in Alarmbereitschaft. Durch den Ausschluss unbekannter Tiere, so folgerten die Forscher, wollten die Elefanten die Gefahr eines Fehlalarms minimieren.