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Hummer vor Helgoland: Langer Kampf ums Wappentier

Foto: Christian Charisius/ dpa

Helgoland Ist der Hummer noch zu retten?

Helgoland war einmal ein Hummerparadies. Doch dann brachen die Bestände zusammen. Ein Zuchtprogramm soll die Krebstiere wieder etablieren - doch es fehlt an Geld.

Zehntausende Hummer holten Fischer jedes Jahr vor Helgoland aus der Nordsee. Noch in den Dreißigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurden 80.000 Tiere pro Saison gefangen.

Doch dann brach der Bestand zusammen. Die Deutschen bauten Kriegshäfen, wodurch der Hummer Lebensräume verlor. Überfischung, schlechter werdende Wasserqualität sowie heftige Bombardierungen und Sprengungen nach dem Zweiten Weltkrieg - das alles setzte dem Hummer zu.

Heute werden nur noch wenige Hundert Exemplare pro Jahr gefangen. In der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH), die zum Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven gehört, erforschen Wissenschaftler, wie sie die Bestände wieder vergrößern können. Denn aus eigener Kraft schaffen es die Hummer nicht, dazu sind es zu wenige.

Gerade haben die Wissenschaftler wieder 338 einjährige Hummer ausgesetzt, mehr als hundert Hummerpaten waren dafür vor Ort. Seit 2007 wurden rund 2700 solcher Patenschaften für je 25 Euro vergeben.

Weit über 12.000 markierte Jungtiere haben die Wissenschaftler seit 1999 ausgesetzt. "Nötig wären aber 250.000 über fünf Jahre verteilt", sagt Projektleiterin Isabel Schmalenbach. Doch dafür wäre viel mehr Geld notwendig. Seit Jahren sucht das AWI Sponsoren, zumal die Hummerzucht nicht gerade zu den Kernaufgaben des Instituts zählt.

Ausgleichsmaßnahmen für Offshorewindparks?

Jetzt laufe ein Projekt, das die Chance für eine Ausgliederung der Hummerprojekte untersucht, sagt der geschäftliche Leiter Roland Krone. "Dazu soll im Frühjahr 2017 der Verein Hummerstation Helgoland gegründet werden." Er soll Spenden, Paten- und Forschungsfördergelder einwerben. Statt 300 sollen künftig 3000 einjährige Hummer ausgesetzt werden. Außerdem sollen ganz kleine Hummer, die gerade erst ihre vierte Häutung hinter sich haben, in großer Zahl ausgesetzt werden.

Und es gibt noch eine Idee, wie die Finanzierung gelingen könnte. Richtungsweisend könnte ein anderes Projekt der Hummerstation sein. Jungtiere wurden zwischen 2013 und 2015 an den mit Natursteinen geschützten Sockeln der Windräder im Offshorewindpark "Riffgat" vor Borkum angesiedelt. Finanziert wurde das Projekt vom Land Niedersachsen, das Geld kam allerdings aus Zahlungen der Windparkbetreiber als Ausgleich für Eingriffe in die Natur.

"Wir stellen uns vor, dass die Hummerprojekte auf Helgoland als Ausgleichsmaßnahmen für Offshorewindparks anerkannt werden", sagt Krone. So könnten höhere Mengen bei der Nachzucht erreicht werden, um der Hummerpopulation den nötigen Schub zu geben. "Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, viele Verhandlungen laufen noch."

Matthias Benirschke, dpa/wbr
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