Hitze und Dürre Extremwetter mindert Getreideernte um zehn Prozent

Weizen- und Maisfelder ernähren Milliarden Menschen. Doch sie sind anfällig für Hitzewellen und Dürren, wie eine Langzeitanalyse zeigt. Rund um die Erde können Extremwetterlagen die Ernte um zehn Prozent senken.
Sommersonne: Neue Getreidesorten vonnöten

Sommersonne: Neue Getreidesorten vonnöten

Foto: Carsten Rehder/ dpa

Starke Hitze und Dürreperioden schränken die weltweite Getreideproduktion einer neuen Studie zufolge messbar ein: In Jahren mit einem solchen Wetterextrem geht die Produktion in dem betroffenen Land im Schnitt um neun bis zehn Prozent zurück. Das berichten Forscher aus Kanada und Großbritannien im Fachjournal "Nature" .

In reicheren Ländern mit ihren großflächigen Monokulturen sind die Einbußen demnach acht bis elf Prozent größer als in armen Ländern mit kleinteiligeren, weniger intensiv bewirtschafteten Agrarflächen. Deutsche Bauern erlebten einen solchen Einbruch von elf Prozent im Sommer 2015.

Angesichts des Klimawandels und der erwarteten Zunahme solcher Wetterereignisse sei eine Anpassung an diese Entwicklungen dringend erforderlich, schreiben die Forscher. Sie hatten rund 2800 Extremwetterereignisse  - Dürren, Hitzewellen, Überflutungen und Kälteeinbrüche - zwischen 1964 und 2007 und die jeweiligen Landwirtschaftsdaten in ihre Analyse einbezogen.

Anders als Hitze und Dürre hatten Überflutungen und extreme Kälte demnach auf nationaler Ebene keine deutlichen Einbußen bei Weizen, Mais oder Reis zur Folge. Die Forscher um Navin Ramankutty von der McGill University Montreal haben dafür auch eine plausible Erklärung: "Die meisten Überflutungen geschehen im Frühjahr nach der Schneeschmelze", sagte er. Daher gebe es kaum Auswirkungen auf Nutzpflanzen. Auch die Wahrscheinlichkeit für Kälteeinbrüche sei außerhalb der Wachstumsphase am größten.

Maisfeld: Trockenphasen verstören viele Getreidepflanzen

Maisfeld: Trockenphasen verstören viele Getreidepflanzen

Foto: Larry W. Smith/ dpa

Weiterhin zeigte sich: Während extreme Hitze lediglich den Ertrag der Getreidesorten verringerte, zerstörten Trockenphasen viele Pflanzen komplett und legten ganze Anbauflächen lahm.

Um sich auf Extremwetter besser vorzubereiten, gebe es verschiedene Möglichkeiten, erläuterte Ramankutty: "Besseres Management von Wasserressourcen und Bodenqualität, aber auch der Wechsel hin zu Getreidesorten, die weniger Wasser benötigen, resistenter gegenüber Trockenheit und großer Hitze sind oder früher ausreifen."

"Bisher nie quantifiziert"

Christoph Müller, Klimaexperte am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), hält die Studie für eine fundierte Analyse. "Sie füllt eine Lücke im Spannungsfeld zwischen Klima, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit, die zwar mehrfach diskutiert, aber bisher nie quantifiziert wurde."

Die Risiken für die Ernährungssicherheit nähmen künftig zu: Zum einen werde es durch den Klimawandel mehr Hitzeereignisse geben. Inwieweit auch Dürren zunehmen werden, sei schwieriger zu sagen, weil es deutlich komplexer sei, so die Forscher. Aber schon heute sei absehbar, dass trockene Regionen, etwa rund ums Mittelmeer, bald noch trockener würden. Zum anderen gelte es eine noch mindestens über vier Jahrzehnte wachsende Weltbevölkerung mit ihrem zunehmenden Hunger auf Fleisch zu versorgen.

hda/dpa

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