Hoffnung auf Bodenschätze Frankreich beansprucht riesiges Meeresgebiet
Die Ölreserven gehen zu Ende, die Gaspreise steigen. Frankreichs Regierung reagiert auf die immer knapperen Ressourcen ganz ähnlich wie etwa Russland und Großbritannien zuvor: Die Regierung meldet Ansprüche auf riesige Meeresflächen an, die vor den eigenen Küsten liegen. Und die erstrecken sich im Falle Frankreichs weltweit: von Französisch-Guayana in Südamerika über Afrika bis in den Indischen Ozean.
Paris wolle sein wirtschaftlich nutzbares Meeresgebiet um fast eine Million Quadratkilometer ausweiten - dies entspricht dreimal der Fläche Deutschlands, sagte der Wissenschaftler Walter Roest vom Französischen Institut für Meeresforschung (Ifremer ) am Montag in Brest. Wie mehrere andere Staaten wolle die französische Regierung bis Mai kommenden Jahres bei der Uno belegen, dass sich der Landsockel unterseeisch in vielen Fällen über die 200-Meilen-Zone fortsetzt. Maximal möglich sei eine Verlängerung der exklusiv genutzten Wirtschaftszone auf bis zu 350 Meilen vor der Küste. Bisher umfasst Frankreichs Seegebiet elf Millionen Quadratkilometer und ist damit das zweitgrößte nach dem der USA.
Verweise auf den Festlandsockel
Frankreich hatte 2006 einen ersten Antrag auf Ausweitung seiner Meereszone bei der Uno-Kommission für die Grenzen des Kontinentalschelfs (CLCS) gestellt. Dieser betraf den Golf von Biskaya entlang der Küste Spaniens und Frankreichs sowie die Keltische See, die auch an den Süden Irlands und Südwesten Großbritanniens grenzt. Vergangenes Jahr folgte ein französischer Anträge zur Ausweitung des Meeresgebietes um Französisch Guayana im Südamerika und um mehrere Inseln vor Afrika. Nun geht es offenbar um Gebiete vor den Crozetinseln und den Kerguelen. Beide Inselgruppen liegen im südlichen Indischen Ozean.
Außer Frankreich könnten bis zu 50 weitere Staaten eine Ausweitung ihrer Wirtschaftszonen beantragen. Sie hoffen meist auf die mittel- und langfristig mögliche Ausbeutung von Bodenschätzen wie Öl, Gas oder Edelmetalle in großer Tiefe.
Die Antragsteller berufen sich auf Artikel 76 der Uno-Seerechtskonvention. Mit diesem Paragrafen begründet beispielsweise auch Russland seine Rechte auf ausgedehnte Regionen am Nordpol. Das Seeterritorium eines Landes kann demnach so weit reichen wie sein Festlandsockel. Russland hatte erklärt, der sogenannte Lomonossow-Rücken reiche bis zum Nordpol, damit gehörten die Gebiete auch zu Russland. Forscher hatten die russische U-Boot-Expedition zum Nordpol vom Sommer 2007, die Beweise dafür erbringen sollte, als Nordpol-Show gegeißelt.
Großbritannien und kurz darauf Chile hatten im vergangenen Jahr Ansprüche auf Seegebiete in der Antarktis gestellt - ebenfalls unter Verweis auf Artikel 76. Die britische Regierung geht davon aus, ein Stück des antarktischen Festlands zu besitzen und begründet damit seine Vorrechte auf Gebiete vor der Küste. Daneben will London auch noch Territorien nahe der Falkland-Inseln, im Golf von Biskaya nördlich der spanischen Küste und westlich von Frankreich ins Königreich integrieren.
Ansprüche weltweit
Zumindest in der Antarktis dürfte eine Förderung von Bodenschätzen vorerst schwierig sein. Schließlich haben außer Großbritannien 1959 elf weitere Staaten den Antarktis-Vertrag unterschrieben. Er macht den weißen Kontinent zu einer Art Niemandsland, einem "dem Frieden und der Wissenschaft" gewidmeten Naturreservat, wie es in dem Vertrag heißt. Territoriale Gebietsansprüche sind im Prinzip nicht ausgeschlossen, liegen auf lange Sicht im wahrsten Sinne des Wortes auf Eis.
Frankreich hat übrigens jetzt ausdrücklich darauf verzichtet, Ansprüche auf Seegebiete vor der antarktischen Küste zu stellen, obwohl das Land formal ein Stück des Kontinents besitzt: das 400.000 Quadratkilometer große Adelieland. Der Antarktis-Vertrag verbiete Gebietsansprüche, hieß es aus dem Pariser Außenministerium.
hda/AFP