Infografik der Woche Brennende Inseln

Es ist schwer, sich eine Fläche von 17.000 Quadratkilometern vorzustellen. Relativ leicht veranschaulichen lässt sich die Größe auf einer vertrauten Karte, etwa der Deutschland-Karte. Das rote Quadrat hat eine Kantenlänge von 130 Kilometern und entspricht ungefähr der Größe Sachsens. So viel Land ist dieses Jahr in Indonesien abgebrannt und hat zu einer verheerenden Umweltkatastrophe geführt.
In der Trockenzeit zwischen Juni und Oktober kommt es auf Borneo, Sumatra und Kalimantan regelmäßig zu Waldbränden. Viele der Feuerherde werden von Kleinbauern gelegt, entweder um die Felder mit geringem Aufwand von Unkraut zu befreien oder um Platz zu schaffen für neue Palmölplantagen. Häufig greifen die Flammen dabei auf Torfmoorwälder über, die mit ihren großen Mengen an trockenem, unvollständig zersetztem Pflanzenmaterial leicht Feuer fangen. Die Brände schwelen teils unsichtbar unter der Oberfläche und sind selbst per Flugzeug kaum zu löschen.
Der indonesischen Regierung gelingt es nicht, die Brandrodungen in den Griff zu bekommen. Durch den Einfluss des Klimaphänomens El Niño fällt die Zerstörung dieses Jahr, wie auch schon im bisherigen Rekordjahr 1997 , besonders heftig aus.

Brände in Indonesien: Klimakiller in Orange
In den Torfmoorwäldern sind immense Mengen an Kohlenstoff gespeichert, die durch die Brände in die Atmosphäre gelangen. Die Wiederaufforstung, vor allem durch Palmöl-Plantagen in Monokultur, kompensiert diese Emissionen nur zu einem kleinen Teil. Seit Jahren beobachtet der niederländische Klimawissenschaftler Guido van der Werf die Brände in Indonesien. Er veröffentlicht regelmäßig Daten sowie vorläufige Schätzungen zum verursachten CO2-Ausstoß. Basierend auf der Zahl der diesjährigen Brandherde ergibt sich nach seiner Modellrechnung ein Gesamtausstoß in Höhe von 1,713 Millionen Tonnen CO2. Eine gewaltige Menge, wie die Infografik der Woche von Statista und SPIEGEL ONLINE zeigt: Es ist ein Mehrfaches des regulären Jahresausstoßes Indonesiens, aber auch Deutschlands.
Doch nicht nur der CO2-Ausstoß schafft Probleme, zu den weiteren Folgen der Brände gehören:
- Mehr als 500.000 Menschen mit Atemwegserkrankungen, verursacht durch giftige Abgase
- Bislang 19 Todesfälle
- Die Zerstörung des natürlichen Lebensraums bedrohter Arten wie des Orang-Utan oder des Sumatra-Tigers
- Einschränkungen des Alltagslebens (Schulschließungen, Flugausfälle) bis hinein in die Nachbarstaaten Malaysia und Thailand, verursacht durch Smog
Die finanziellen Kosten der Katastrophe sind schwer zu berechnen. Erste Schätzungen des indonesischen Umwelt- und Forstwirtschaftsministeriums gehen von bis zu 30 Milliarden Euro aus. Das entspricht etwa den Folgekosten des Unfalls auf der Ölplattform "Deepwater Horizon". Die einzig gute Nachricht ist derzeit, dass die Zahl der Brandherde dank starker Regenfälle seit Ende Oktober deutlich zurückgegangen ist.
Wie lässt sich die jährlich wiederkehrende Umweltkatastrophe verhindern? Die indonesische Regierung ist aufgeschreckt, doch die vielen Brände in unmittelbarer Nähe zu Palmölkonzessionen offenbaren das tieferliegende wirtschaftliche Motiv. Eine Abkehr von der finanziell lukrativen Palmöl-Wirtschaft ist nicht absehbar, im Gegenteil: Sie wird weiter ausgebaut.

Was bleibt dem Verbraucher? Palmöl in Lebensmitteln ist zwar in der EU kennzeichnungspflichtig, doch ein Verzicht fällt schwer. Jedes zweite im Supermarkt erhältliche Produkt – von Margarine, Chips und Schokolade über Kosmetik bis zu Kerzen – enthält Palmöl. Alternative Pflanzenöle haben einen deutlich höheren Flächenbedarf im Anbau. Es bleiben zwei simple Ratschläge: Bio-Produkte beziehungsweise Produkte, die Palmöl aus zertifiziert nachhaltigem Anbau enthalten, kaufen oder noch besser, statt zu Fertiggerichten öfter zu frischen Lebensmitteln greifen.