In 30 Meter Tiefe Forscher finden Korallenriff - vor Italien

Korallenriff in der Adria
Foto: Cataldo Pierri/Universita degli Studi di Bari/dpaWissenschaftler haben im Mittelmeer vor der Küste Italiens erstmals eine spezielle Art eines Korallenriffs ausgemacht.
Es liegt in der Adria vor der Stadt Monopoli in Apulien und ist 2,5 Kilometer lang, wie Forscher um Giuseppe Corriero von der Universität Bari Aldo Moro im Fachmagazin "Scientific Reports" schreiben .
Besonders ist die Entdeckung nicht nur, weil Korallenriffe im Mittelmeer heute insgesamt eine Seltenheit sind. Das Riff liegt zudem 30 bis 55 Meter tief unter der Wasseroberfläche.
Die meisten bekannten Korallenriffe befinden sich in nährstoffarmen Gewässern des Indopazifiks und des westlichen Atlantiks. Das weltgrößte ist das Great Barrier Reef östlich von Australien, das sich über eine Länge von mehr als 2000 Kilometern erstreckt.

Doch Steinkorallen wachsen längst nicht nur in tropischen Flachmeeren. "Sie bilden auch in großer Wassertiefe mächtige Riffstrukturen", erklärt Claudio Richter, Meeresbiologe am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, der nicht an der Studie beteiligt war. Jenseits von 30 Meter Tiefe lebten "ausgesprochene Schwachlicht-Spezialisten, die mit abenteuerlichen Anpassungen die Energie des Sonnenlichts einfangen und sogar noch in 130 Meter Tiefe Photosymbiosen aufrechterhalten können". Die Organismen und die Riffe wüchsen in diesen Tiefen allerdings sehr langsam.
Auch das nun entdeckte Korallenriff liegt in einem Bereich, in dem deutlich weniger Sonnenlicht ankommt. Corriero beschreibt die Farben der Korallen daher als "gedämpft" statt strahlend: Sie reichten von Orange über Rot bis Violett, wie er der "Gazzetta del Mezzogiorno" sagte. Die Autoren der Studie vermuten, dass sich ähnliche Korallenriffe bis etwa 100 Kilometer südlich von dem nun untersuchten Gebiet an der Küste erstrecken.
"Korallen sind im Mittelmeer weitverbreitet, es gibt aber unter den 33 dort beheimateten Steinkorallenarten nur wenige riffbildende Arten", erklärte Richter. Dass die in der Studie vorgestellten Korallenarten weitverbreitet sind, sei bekannt gewesen, "nicht aber, dass sie dreidimensionale Riffstrukturen ausbilden können".

Die wichtigsten Korallenarten im Riff sind Phyllangia americana mouchezii (Bilder A und B), umgangssprachlich auch Große Kelchkoralle genannt, und Polycyathus muellerae (Bilder C und D).
Bei Korallenriffen handelt es sich laut Studie um die wichtigsten marinen Festgesteinsgebilde. Sie besiedeln weniger als 0,1 Prozent des Meeresbodens, beherbergen aber mindestens ein Viertel aller Meereslebewesen.