Feuer im Regenwald Brasiliens Präsident bezichtigt Umweltschützer der Brandstiftung

72.000 Feuer wüten im Amazonas-Gebiet - und Brasiliens Präsident Bolsonaro will die Schuldigen kennen: NGOs, die auf Gelder und gute Filmaufnahmen schielten. Beweise blieb der Rechtsextreme schuldig.
Jair Bolsonaro: Nichts schriftlich, eher so ein Gefühl

Jair Bolsonaro: Nichts schriftlich, eher so ein Gefühl

Foto: Adriano Machado/ REUTERS

Brasilien erlebt derzeit die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro hat seine ganz eigene Erklärung für die besorgniserregende Entwicklung. Er behauptet, Umweltschützer hätten die Brände selbst gelegt. Das erklärte der Politiker auf einem Kongress der Stahlindustrie in Brasília.

"Meiner Meinung nach stecken NGOs dahinter, weil ihnen das Geld ausgeht. Was ist ihre Absicht? Probleme nach Brasilien zu tragen", so Bolsonaro laut dem britischen "Guardian" . Im Laufe des Tages hatte er Umweltschützer bereits beschuldigt, Feuer zu legen, um spektakuläre Filmaufnahmen zu bekommen.

Auf die Nachfrage, ob er denn Beweise für seine abstruse Anschuldigung vorlegen oder zumindest die Namen der angeblich verantwortlichen Organisationen nennen könne, wich Bolsonaro aus. Er habe nichts schriftlich, das sei eher ein Gefühl seinerseits.

Laut dem Weltraumforschungsinstitut INPE wurden in diesem Jahr mehr als 72.000 Brände im Amazonasgebiet registriert - eine Steigerung von 83 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zwischen Januar und August wurden seit Beginn der Aufzeichnungen 2013 noch nie so viele Brände gezählt wie in diesem Jahr.

Nach Angaben der Nasa seien die Feuer in der vergangenen Woche noch durchschnittlich verlaufen. Doch am Dienstag haben sich die Flammen laut INPE aber noch einmal kräftig ausgeweitet. Hunderte Quadratkilometer Tropenwald brennen im Amazonasbecken. Seit dem vergangenen Donnerstag wurden mehr als 9500 neue Brandherde registriert.

Im Video: Waldbrand von Menschenhand

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Vor allem die Bundesstaaten Roraima und Rondônia sind betroffen. Es brennt aber auch in Mato Grosso und Pará sowie in den Nachbarländern Paraguay und Bolivien. Die Folgen sind auch in Brasiliens großen Städten zu spüren. In São Paulo hat Rauch den Himmel verdunkelt, die Stadt liegt mehr als 2000 Kilometer von den Bränden entfernt. In anderen Orten mussten Flughäfen geschlossen werden, Bewohner klagen über Atemnot. Der Bundesstaat Amazonas hatte bereits den Notstand ausgerufen.

Umweltschützer kritisieren, dass die Brände seit dem Amtsantritt von Bolsonaro im Januar zugenommen hätten. Dieser hatte angekündigt, die Amazonasregion stärker für die Landwirtschaft und den Bergbau zu erschließen. Zudem sollten Schutzgebiete und Reservate der indigenen Bevölkerung für die wirtschaftliche Nutzung freigeben werden.

jok
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