Jungfernzeugung Hammerhaie beherrschen Single-Trick
London - Was im Wasser so passiert, womöglich bei Nacht, beobachtet man ja eher selten. Auch neugierige Forscher haben Fische selten rund um die Uhr im Blick, selbst wenn sie im Aquarium leben, wie die Haie im Doorly Zoo von Omaha. Dort jedoch wunderten sich im Jahr 2001 die Tierpfleger über die plötzliche Schwangerschaft eines Hammerhai-Weibchens.
Und ein Techtelmechtel im dunklen Tank hatten sie ganz sicher nicht verpasst: Das trächtige Tier lebte mit zwei anderen Geschlechtsgenossinnen zusammen, war schon als Babyhai eingefangen worden und hatte ganz sicher schon lange vor ihrer Geschlechtsreife keinen Kontakt mehr zu einem Männchen gehabt. In der Fachzeitschrift "Biology Letters" berichten die Zoologen um Demian Chapman aus Omaha nun: Der Nachwuchs ist aus unbefruchteten Eizellen herangewachsen. Hammerhaie können sich ohne Paarung fortpflanzen.
Die Wissenschaftler hatten das Erbgut des Babyhais mit dem der Mutter und den beiden anderen ausgewachsenen Hai-Damen verglichen. Beim Nachwuchs, so das Ergebnis der DNA-Analyse finden sich ausschließlich genetische Spuren der Mutter, keine eines mögliche Vaterhais.
Um ganz sicher zu gehen untersuchten die Forscher zudem die drei Hai-Damen auf männliche Geschlechtsorgane, wie sie sich eventuell hätten ausbilden können. Das Ergebnis war eindeutig negativ. Daher, so schreiben Chapman und Kollegen, könne man damit zum ersten Mal eindeutig eine Parthenogenese bei Knorpelfischen belegen. Wörtlich bedeutet dieses Wort Jungfernzeugung, es wird in der Zoologie zur Bezeichnung eingeschlechtlicher Fortpflanzung benutzt.
Jungfernzeugung nicht so gut wie "echte" Fortpflanzung
Kurz vor Weihnachten sorgten Forscher der University of Liverpool mit einem Bericht über die Parthenogenese bei Komodo-Waranen für Schlagzeilen. Mit der etwas krummen aber zu den bevorstehenden Feiertagen passenden Metapher von der unbefleckten Empfängnis vermeldeten sie: Die Warane können sich in Ermangelung eines Partners auch alleine vermehren.
Von anderen Reptilien war diese Fähigkeit bereits bekannt, außerdem von Insekten, Amphibien und vereinzelt auch von Vögeln. Doch die Parthenogenese ist für Zoologen nicht nur Grund für Erstaunen - sie besorgt sie mitunter sogar, zumindest wenn es um Tiere in Gefangenschaft geht.
Denn bei einer Parthenogenese wird der unbefruchteten Eizelle durch bestimmte Hormone eine Befruchtung vorgespielt, woraufhin diese sich zu teilen beginnt und zu einem Lebewesen heranwächst. Hierbei findet keine Durchmischung des genetischen Materials wie bei einer Befruchtung statt.
Wissenschaftler befürchten daher, dass darunter die genetische Vielfalt leidet und sich genetische Defekte stärker ausbreiten könnten. Mit zweigeschlechtlicher Fortpflanzung kann die Jungfernzeugung also nicht mithalten.
stx/ddp