Kämpfende Garnelen Es kann nur zwei geben

Weißbandputzer-Garnelen sehen possierlich aus - doch beim Kampf um ihren Nachwuchs räumen sie Konkurrenz schnell aus dem Weg. Dafür passen sie den Zeitpunkt ab, wenn der Gegner die größte Schwäche zeigt.
Weißbandputzergarnele: Überzählige Artgenossen werden beseitigt

Weißbandputzergarnele: Überzählige Artgenossen werden beseitigt

Foto: Janine Wong

Tübingen - Sie leben in friedlichen, stabilen Zweier-Beziehungen, aber wenn einer Weißbandputzergarnele ungebetene Rivalen in die Quere kommen, wird sie zum Killer. Sobald mehr als zwei der Korallen-Bewohner in einem Aquarium gehalten würden, beginne ein tödlicher Kampf, bis nur noch ein Paar übrig sei, schreiben Tübinger Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Frontiers in Zoology". Janine Wong und Nico Michiels setzten Weißbandputzergarnelen in Zweier-, Dreier- und Vierergruppen in Aquarien - und beobachteten über mehrere Wochen, was passierte.

Die bis zu sechs Zentimeter großen Weißbandputzergarnelen (Lysmata amboinensis) leben als monogame Paare in den Korallenriffen des Indopazifiks und des Roten Meeres. Sie reinigen Fische von Parasiten und abgestorbenen Hautfetzen.

Die Tierchen sind zudem Hermaphroditen, sie besitzen sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtszellen. Selbst befruchten können sich die Garnelen allerdings nicht. Ihre Sozialstruktur war für Wissenschaftler bisher in vielen Punkten noch unklar.

Besten Zeitpunkt zum Angriff abgewartet

Das Experiment der Tübinger Forscher hat nun eindeutige Hinweise dazu geliefert: Befanden sich mehr als zwei Garnelen in einem Tank, fielen überzählige Tiere allesamt nächtlichen Angriffen zum Opfer. Nach 42 Tagen saßen jeweils nur noch zwei Tiere in jedem Refugium.

Schalenreste im Aquarium belegten, dass sich die getöteten Garnelen immer kurz vor dem Angriff gehäutet hatten. Nach der Häutung sind Garnelen besonders verletzlich. Es sei eventuell der einzige Zeitpunkt, an dem ein Tier von ähnlicher Größe in der Lage ist, einen Artgenossen zu verletzten oder sogar zu töten, schreiben Wong und Michiels.

Motivation für die tödlichen Angriffe seien wohl optimale Bedingungen für die Fortpflanzung, erläutern die Forscher. Je größer die Tiere werden, desto mehr Eier können sie legen. Der Nachwuchs hat also die besten Chancen, wenn es nur ein einziges Paar in einem Lebensraum gibt, das sich alles Futter einverleiben kann. Dieses biologische Programm könnte die Garnelen gesteuert be ihren nächtlichen Angriffen haben, obwohl sie während des Experiments mehr als genug Futter zur Verfügung hatten.

wbr/dpa
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