Grafiken zum Klimawandel: Wie sich die Erde wandelt
Klima
Erwärmung der Luft pausiert seit 16 Jahren
2013 gehört zu den heißesten Jahren seit Beginn der Messungen - seit den Siebzigern hat sich die Erde rapide erwärmt, berichtet die Nasa. Doch seit 16 Jahren stagniert die Erwärmung der Luft auf hohem Niveau. Ein Wetterphänomen könnte 2014 die Pause beenden.
Hamburg - Das vergangene Jahr gehört zu den zehn wärmsten seit Beginn der systematischen Messungen Ende des 19. Jahrhunderts. Die US-Wetterbehörde NOAA stuft 2013 als viertwärmstes, die Weltraumbehörde Nasa als siebtwärmstes Jahr seit 1880 ein. Die Institutionen nutzen unterschiedliche Messdaten.
"Die Klimaerwärmung geht weiter", erklärt die Nasa angesichts der seit den siebziger Jahren steigenden Temperaturen: Seit 1976 waren alle Jahre wärmer als der Durchschnitt seit 1880. Die bisherigen 13 Jahre des 21. Jahrhunderts gehören zu den 15 wärmsten. "Die letzte Dekade ist deshalb eine Periode von historischer Bedeutung", erklärt Nasa-Forscher Gavin Schmidt.
Gleichwohl hat sich die aktuelle Pause der Erwärmung fortgesetzt. Seit nun mehr 16 Jahren stagniert die bodennahe Temperatur im weltweiten Durchschnitt auf hohem Niveau, trotz des ungebremsten Ausstoßes klimawirksamer Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2).
Erklärungen für die Pause
Computermodelle hatten die Entwicklung nicht vorhergesehen. Nur drei von 114 Klimasimulationen könnten den Trend der vergangenen Jahre wiedergeben, bilanzierte der Uno-Klimarat IPCC im September in seinem fünften Sachstandsbericht. Der Grund für diese Abweichung zwischen Modellen und Beobachtungen sei unklar.
Der IPCC erklärt die Pause mit natürlichen Schwankungen. Manche angebliche Ursachen, wie die Austrocknung hoher Luftschichten, wurden zwar schnell wieder verworfen. Aber eine Vielzahl von Studien hat in den vergangenen Monaten andere Erklärungen angeboten:
Die pazifische Klimaschaukel mit ihren alle paar Jahre wechselnden Meeresströmungen könnte Wärme ins Meer verfrachtet haben. Simulationen, die den Effekt angeblich bewiesen haben, gelten mittlerweile allerdings als unzutreffend, weil sie andere Klimaentwicklungen nicht gut darstellen. Messungen im Ozean zeigten ebenfalls einen Anstieg der Wassertemperatur. Doch in der entscheidenden Region in mehr als 2000 Metern Tiefe mangelt es an Messungen - der Beweis steht also aus.
Eine Schwächephase der Sonne hat Messungen zufolge die Erwärmung um etwa ein Drittel gebremst, berichtet die Nasa.
Auch die Partikelwolken von Vulkanausbrüchen und der Luftverschmutzung in Asien durch Kohlekraftwerke und Autos haben Sonnenstrahlung abgehalten und damit einen Kühleffekt, der sich laut IPCC aber nur schwer kalkulieren lässt.
Zuletzt meinten Forscher gar belegen zu können, dass die Erwärmung der Luft gar nicht pausiert. Würden Messlücken der Arktis einbezogen, ergäbe sich ein fortdauernder Temperaturanstieg der bodennahen Luft im globalen Durchschnitt. Doch auch diese Studie ist umstritten, weil sie Bodentemperaturen nur indirekt ableitet.
Temperaturentwicklungen über wenige Jahre genügten jedenfalls nicht, um einen Trend feststellen zu können, betont die Nasa: Daten aus mindestens 30 Jahren seien notwendig. Feststehe, dass "die Energiebilanz der Erde aus der Balance" geraten sei, weil zunehmend Treibhausgase Wärme in der Luft zurückhielten. Der Effekt erkläre wesentlich den Anstieg der globalen Temperatur um 0,8 Grad seit 1880, stellte der Uno-Klimarat in seinem jüngsten Sachstandsbericht fest.
Bricht 2014 alle Rekorde?
Im Winter seien natürliche Schwankungen größer als im Sommer, weshalb sich die Klimaerwärmung in der warmen Jahreszeit statistisch deutlicher zeige, erklärt die Nasa. In mehreren Ländern hatten Hitzewellen 2013 historische Werte erreicht: im August etwa in Japan, Österreich, der Slowakei und Slowenien. Australien erlebte gar sein wärmstes Jahr seit Beginn der Messungen.
Kälterekorde hingegen wurden in den vergangenen Jahren nur selten vermeldet. Europa erlebte 2013 einen der kältesten Frühlinge seit Jahrzehnten; vor allem der März war vielerorts ausnehmend kühl. In den USA fiel das gesamte Jahr kühler aus als der Durchschnitt seit Beginn der Messungen - das Land bildete damit letztes Jahr eine Ausnahme.
Wie geht es weiter? 2014 könnte die globale Durchschnittstemperatur gar einen neuen Rekord aufstellen, mutmaßt die Nasa. Sollte das Wetterphänomen El Niño warmes Pazifikwasser an die Meeresoberfläche spülen, dürfte sich die globale Durchschnittstemperatur erhöhen. Laut NOAA liegen auf den vordersten Plätzen der Rangliste ausschließlich Jahre mit El Niño: 2010, 2005 und 1998.
Die letzten El-Niño-Jahre waren jeweils wärmer als ihre Vorgänger. Ein erneuter El Niño könnte 2014 an die Spitzenposition bringen, erklärt die Nasa - auch der 16-jährige Temperaturtrend könnte damit wieder nach oben zeigen.
8 BilderGrafiken zum Klimawandel: Wie sich die Erde wandelt
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Das Klima 2013 im Vergleich: Die Farben zeigen die Abweichung der bodennahen Lufttemperatur übers Jahr 2013 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1951 bis 1980. Je dunkler das Rot, desto stärker die Erwärmung.
Foto: NASA/NOAA
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Globale Erwärmung: Die US-Weltraumbehörde Nasa und die Wetterbehörde NOAA verwenden unterschiedliche Messdaten. Beide Reihen zeigen einen deutlichen Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur - und eine Pause der Erwärmung der Luft in den vergangenen 16 Jahren. Auch zwischen 1945 und 1975 stagnierte die Erwärmung, damals sollen Abgaspartikel den Effekt der wärmenden Treibhausgase ausgeglichen haben. Die sogenannten Aerosole filterten das Sonnenlicht, so dass sich die Luft darunter nicht aufheizen konnte - so die Theorie.
Foto: NASA/NOAA
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2013 in der regionalen Bilanz: In den rötlichen Gebieten war das Jahr wärmer als üblich, in den bläulichen kühler.
Foto: NOAA
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2013 in der kurzfristigen regionalen Bilanz: In den rötlichen Gebieten war das Jahr wärmer als im Durchschnitt der vergangenen 32 Jahre, in den bläulichen kühler.
Foto: NOAA
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Ausdehnung des Meereises in Arktis (blaue Balken) und Antarktis (grüne Balken): Während die Klimaerwärmung das Eis am Nordpol schmelzen lässt, wächst es im Süden. Vermutlich kühlen Meeresströmungen die Region.
Foto: NASA/NOAA
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Niederschläge 2013: Die Farben zeigen die Abweichung der Niederschlagsmenge vom langjährigen Durchschnitt. Bläuliche Gebiete bekamen mehr Regen und Schnee als üblich, orangefarbene weniger; Weiß steht für eine durchschnittliche Menge. In grau gefärbten Regionen gibt es zu wenige Daten.