Klima Arktiseis schmilzt auf Winter-Minimum

Ausdehnung des arktischen Meereises am 24. März (weiß) im Vergleich zum letzten Negativrekord von vor einem Jahr (gelbe Linie).
Foto: NaSA/ dpaNoch nie seit Beginn der Aufzeichnungen hat das Wintereis in der Arktis eine so kleine Fläche bedeckt wie in diesem Jahr. Damit unterbot die jährliche Maximalausdehnung den bisherigen Negativrekord vom vergangenen Jahr, wie das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum der USA (NSIDC) in Boulder (Colorado) mitteilte.
Am Tag der größten Ausdehnung, dem 24. März, bedeckte das Eis im Nordpolarmeer nur 14,52 Millionen Quadratkilometer. Damit wurde der Negativrekord, der im vergangenen Jahr aufgestellt wurde, um 13.000 Quadratkilometer unterboten - um eine Fläche, fast so groß wie Schleswig-Holstein.
"Ich habe noch nie einen solch warmen, verrückten Winter in der Arktis gesehen", sagte NSIDC-Direktor Mark Serreze. Seit 37 Jahren wird die Eisfläche mit Satelliten vermessen - die 13 kleinsten Werte stammen aus den vergangenen 13 Jahren.
Der Arktische Ozean ist mit einer Schicht aus gefrorenem Meerwasser bedeckt, das im Herbst und Winter wächst und seine größte Ausdehnung meist Mitte März erreicht. Danach schmilzt es meist bis Mitte September - auch diese Minimalausdehnung erzielte in den vergangenen Jahren mehrere Rekorde. Die Lufttemperatur in den meisten Regionen der Arktis lag in Dezember, Januar und Februar 2 bis 6 Grad über dem Durchschnitt.
Subtropische Wärme am Nordpol
Tagelang war es diesen Winter in der Arktis 16 Grad wärmer als normal, was die Durchschnittstemperatur der Nordhalbkugel hochtrieb. Ursache war unter anderem der schwach ausgebildete Polarwirbel, eine Kaltluftzone, die sonst wie ein Bollwerk gegen Luft aus Süden wirkt.
Deshalb konnte subtropische Luft an den Nordpol vordringen, was den Eisschollen der Arktis arg zusetzte - die Ausdehnung des winterlichen Meereises ist nun so klein wie nie seit Beginn der Satellitenüberwachung Ende der Siebzigerjahre.
Das Arktiseis beeinflusst das Klima der Erde besonders deshalb, weil es Sonnenlicht und Hitze reflektiert. Je mehr Eis schmilzt, desto mehr Strahlung wird vom Wasser aufgenommen - die Eisschmelze verstärkt sich. Den Satellitendaten zufolge schrumpft das Eis seit Jahrzehnten, was die globalen Erwärmung verstärken könnte.