Klimaforschung Meteorit soll Wärmephase ausgelöst haben
Kann ein Meteorit vor Millionen von Jahren eine Wärmephase herbeigeführt haben? Forscher glauben, Hinweise darauf gefunden zu haben. Sie berufen sich auf Glasfunde.
Vor etwa 56 Millionen Jahren erfasste eine ungewöhnliche Wärmeperiode die Erde - warum, darüber tappten Forscher bisher im Dunkeln. Norman Schaller vom Rensselaer Polytechnic Institute in Troy (US-Bundesstaat New York) und seine Kollegen berichten nun im Fachblatt "Science", dass ein Meteoriteneinschlag die Ursache gewesen sein könnte.
Wenn ein Meteorit einschlägt, wird tonnenweise Gestein in die Luft geschleudert, zurück bleibt ein Krater. Bei dem Einschlag entsteht häufig so viel Druck und so starke Hitze, dass einige Gesteinsbrocken noch während des Fluges zu Glasfragmenten erstarren. Mithilfe dieser winzigen Glaskügelchen wollen Forscher nun in die Klimavergangenheit der Erde blicken.
Meteorit lässt Temperaturen steigen
Die Forscher entdeckten in Bohrkernen von mehreren Orten südlich von Philadelphia und vor der Küste Floridas eben diese mikroskopisch kleinen Glastropfen, die auf einen Meteoriteneinschlag hindeuten. Sie entstanden in der Zeit zwischen dem Paläozän und dem Eozän. Das ist genau die Zeitspanne, in der die Temperaturen auf der Erde deutlich stiegen.
Das damalige Verhältnis der Kohlenstoffisotope 12C und 13C zueinander spricht außerdem dafür, dass vor etwa 56 Millionen Jahren große Mengen an Kohlenstoff in die Atmosphäre und Ozeane gelangt sind. Eine mögliche Erklärung dafür wäre erneut ein Meteoriteneinschlag.
Elektronenmikroskopische Aufnahme von Glaskügelchen aus Bohrloch 1051B, Wilson Lake, südlich von Philadelphia
Foto: DPA/ M.F. SchallerDie Suche nach dem Krater
Welche Kräfte beim mutmaßlichen Einschlag vor 56 Millionen Jahren am Werk waren, zeigen Einschlüsse von Lechatelierit in den Glaskügelchen. Lechatelierit ist ein Gesteinsglas, das sich bei einer Temperatur oberhalb von 1750 Grad Celsius bildet.
Noch haben die Wissenschaftler aber keine Ahnung, wo der Krater des Einschlags liegen könnte, aus dem die Glaskügelchen womöglich stammen. Aber sie sind zuversichtlich: "Diese Ergebnisse werden zu einer Suche nach Einschlagsauswürfen an anderen Orten motivieren", schreiben sie in ihrer Studie.
Die Forscher wollen die Erderwärmung vor 56 Millionen Jahren nun weiter untersuchen. Sie erhoffen sich, Erkenntnisse über den heutigen Klimawandel zu gewinnen. Denn heute wie damals hat offenbar ein erheblicher Anstieg von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre dazu beigetragen, dass die Temperaturen steigen.
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