Klimakrise Die vergangenen sieben Jahre waren die heißesten

Temperaturanzeige vor einer Apotheke in Catania am 11. August 2021
Foto: Salvatore Cavalli / APDie Jahre 2015 bis 2021 waren der EU zufolge die sieben wärmsten der Erde seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Jahr 2021 stand dabei auf Rang fünf, 2016 und 2020 liegen weiterhin an der Spitze, wie aus den am Montag vorgestellten Daten des EU-Klimawandeldiensts Copernicus zum Klimajahr hervorgeht. In Europa wurde aber der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen – knapp vor den Sommern von 2010 und 2018. Dabei stach die auf Sizilien gemessene mutmaßliche Rekordtemperatur von 48,8 Grad Celsius besonders hervor. Sie lag 0,8 Grad über dem vorherigen Europarekord.

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Außerdem war 2021 von Extremwetterereignissen geprägt – wie den Fluten, die neben Deutschland im Sommer auch Belgien und die Niederlande schwer trafen. An der Westküste der USA und in Kanada wüteten erneut Waldbrände, die nicht nur Landstriche verwüsteten, sondern auch die Luftqualität massiv verschlechterten.
»2021 war erneut ein Jahr der Extremtemperaturen, mit dem heißesten Sommer in Europa, Hitzewellen im Mittelmeerraum, ganz zu schweigen von den ungekannt hohen Temperaturen in Nordamerika«, sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. Die neuen Erkenntnisse seien eine »brutale Erinnerung« an die Notwendigkeit, »unsere Lebensweise zu ändern, entscheidende und effektive Schritte in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft zu unternehmen und die Treibhausgasemissionen zu senken.«
Die jährliche Durchschnittstemperatur lag den Copernicus-Daten zufolge im vergangenen Jahr 1,1 bis 1,2 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit. Im Klimapakt von Glasgow haben die Vereinten Nationen im November bekräftigt, die Erderhitzung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzen zu wollen. Bislang reichen die Pläne der Staaten dafür jedoch bei Weitem nicht aus. Der Weltklimarat IPCC warnte vergangenes Jahr in einem Bericht, die 1,5-Grad-Schwelle werde voraussichtlich bereits um das Jahr 2030 erreicht – also zehn Jahre früher als noch 2018 prognostiziert. Ob eine weitere Erwärmung danach noch zu verhindern ist, ist auch in der Wissenschaft umstritten.
Methankonzentration nimmt besonders stark zu
Die Naturschutzorganisation BUND forderte daher die Ampelkoalition auf, bereits in den ersten 100 Tagen ihrer Regierung »ein entschlossenes Signal an die EU« zu senden, um den Klimaschutz auf internationaler Ebene zu stärken. »Auch das angekündigte Klimaschutz-Sofortprogramm von Bundesminister (Robert) Habeck muss dieser dramatischen Lage Rechnung tragen«, sagte BUND-Chef Olaf Bandt der Deutschen Presse-Agentur. »Das ›Wind-an-Land-Gesetz‹ muss den dezentralen und naturverträglichen Ausbau der erneuerbaren Energien entschieden vorantreiben.«
Die Copernicus-Aufzeichnungen gehen bis 1979 zurück. Der Klimawandeldienst (C3S) nutzt zudem Aufzeichnungen von Bodenstationen, Ballons, Flugzeugen und Satelliten, die bis 1950 zurückreichen.
Dadurch fanden die Klimaexperten auch heraus, dass die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre im vergangenen Jahr erneut zugenommen hat. Besonders groß war die Zunahme bei Methan. Dieses Gas bleibt zwar kürzer in der Atmosphäre, ist dafür aber noch schädlicher als CO₂. Es entsteht etwa in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie. »Das ist besorgniserregend«, sagte Vincent-Henri Peuch, Direktor des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienstes. Es sei weitere Forschung notwendig, um den starken Anstieg zu erklären und beantworten zu können, was besonders dafür verantwortlich ist.