Klimakrise Erneut Rekord bei globaler Erwärmung der Ozeane

Die Ozeane nehmen immer mehr Wärme aus der Atmosphäre auf. Forscher aus den USA und China berichten: Die gespeicherte Energie stieg 2021 auf einen Rekordwert – zum sechsten Mal in Folge.
Gelbe Haarqualle und Taucher vor Eisberg an der ostgrönländischen Küste

Gelbe Haarqualle und Taucher vor Eisberg an der ostgrönländischen Küste

Foto: Tobias Friedrich

Die Erwärmung der Ozeane ist 2021 auf einen neuen Rekordwert gestiegen – es ist das sechste Jahr in Folge. Das berichtet eine überwiegend aus den USA und China stammende internationale Forschergruppe im Fachmagazin »Advances in Atmospheric Sciences« . Ihre jeweiligen Schätzungen bezüglich der Wärmemenge in den Weltmeeren unterscheiden sich zwar etwas wegen Unterschieden in Zuordnung, Datenqualität und -abdeckung, zeigen aber beide einen eindeutigen Trend.

Wärmeres Ozeanwasser ist neben dem Abschmelzen polarer Eismassen ein Grund für den globalen Anstieg des Meeresspiegels, denn wärmeres Wasser dehnt sich aus. »Wärmere Ozeane laden auch Wettersysteme auf, was zu stärkeren Stürmen und Hurrikans führt und das Niederschlags- und Überschwemmungsrisiko erhöht«, wird Erstautor Lijing Cheng vom Institut für Atmosphärenphysik (IAP) der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in einer Mitteilung seiner Institution zitiert.

Den IAP-Daten zufolge sind 2021 in den oberen 2000 Metern der Ozeane 14 Zettajoule (Trilliarden Joule; 10 hoch 21 Joule) an Wärmeenergie hinzugekommen. Nach Berechnungen der US-Behörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) waren es sogar 16 Zettajoule. Beide Werte führten in den Weltmeeren demnach zu neuen Wärmerekorden mit einem Energiegehalt von insgesamt 235 Zettajoule (IAP) und 227 Zettajoule (NOAA). Computersimulationen belegen den Forscherteams zufolge, dass die Wärmezunahme ganz überwiegend auf den menschengemachten Klimawandel zurückgeht.

Große Ausnahme im Nordatlantik

»Die Ozeane absorbieren den größten Teil der Erwärmung durch menschliche Kohlenstoffemissionen«, sagt Co-Autor Michael Mann von der Pennsylvania State University in University Park. Es werde ständig weitere Rekordwerte geben, bis die Menschheit eine Nettonullsumme beim Ausstoß von Treibhausgasen erreiche, betont er.

Erstautor Cheng ergänzt: »Der Ozean nimmt nicht nur Wärme auf, sondern derzeit auch 20 bis 30 Prozent der menschlichen Kohlendioxidemissionen, was zu einer Versauerung der Meere führt.« Allerdings verringere die Erwärmung der Ozeane die Effizienz der Kohlenstoffaufnahme, sodass mehr Kohlendioxid in der Luft verbleibe.

Insgesamt erwärmt sich der Atlantik stärker als die anderen Weltmeere. Doch es gibt eine Ausnahme: In einem großen Gebiet südlich von Island und westlich der Britischen Inseln hat sich das Wasser in den vergangenen Jahrzehnten abgekühlt. Die Wissenschaftler erklären dies unter anderem mit Veränderungen der sogenannten atlantischen Umwälzbewegung (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC) und dem kühlenden Effekt von Aerosolen – also Schwebeteilchen – aus Industrieanlagen.

Die globale Erwärmung der Ozeane setzte sich den Forschern zufolge 2021 fort, obwohl das Zirkulationssystem im Pazifik im zweiten Halbjahr 2020 von einer El-Niño-Phase in eine La-Niña-Phase übergegangen ist. Dieser Übergang ist mit einer ungewöhnlichen Erwärmung der Meeresoberflächen im tropischen Pazifik verbunden, wodurch Wärme aus dem Ozean in die Atmosphäre entweicht. Während einer La-Niña-Phase steigt die Erwärmung der Meere dann jedoch wieder.

Von Stefan Parsch, dpa
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