Klimaschutz Japans neue Regierung will CO2-Ausstoß drastisch senken

Skyline von Tokio (Archivbild): Ambitionierte Umweltziele
Foto: Toru Hanai/ REUTERSTokio- Yukio Hatoyama hat ehrgeizige Klimaschutzpläne: Japan soll den Treibhausgas-Ausstoß bis 2020 um ein Viertel gegenüber dem Stand von 1990 senken, verkündete der designierte Ministerpräsident des Landes am Montag bei einem Umweltforum in Tokio. Die bisherige Regierung des scheidenden Premiers Taro Aso hatte als Ziel eine CO2-Reduzierung um nur acht Prozent für denselben Zeitraum verfolgt.
Es müssten alle politischen Mittel eingesetzt werden, um die von seiner Partei beabsichtigte Reduzierung um 25 Prozent zu erreichen, sagte Hatoyama laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo. Er wird am 16. September vom Unterhaus des Parlaments zum neuen Regierungschef gewählt werden, nachdem seine Partei bei der Wahl zu der Kammer kürzlich die absolute Mehrheit errungen hatte.
Seine künftige Regierung werde auf einen "fairen und effizienten" internationalen Rahmen im Kampf gegen die globale Klimaerwärmung abzielen, dem alle führenden Länder angehören müssten, sagte der designierte Premier. Die Industrieländer müssten den Entwicklungsländern, die hart an einer Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen arbeiteten, "finanzielle und technologische Unterstützung" zukommen lassen. Sobald seine neue Regierung im Amt sei, werde er konkrete Schritte hierfür ausarbeiten lassen und der internationalen Gemeinschaft als "Hatoyama-Initiative" vorstellen.
Ankündigung "lobenswert"
Das Vorhaben Hatoyamas ist ambitioniert, denn bislang konnte Japan seinen CO2-Ausstoß nicht wie im Kyoto-Protokoll vereinbart senken. Im Gegenteil: Die Emissionen sind seit der Verpflichtung sogar um mehr als acht Prozent gestiegen. Das von Japan unterschriebene Kyoto-Protokoll sieht vor, dass die CO2-Emissionen bis 2012 gegenüber 1990 um sechs Prozent verringert werden.
Der Schwenk in der japanischen Umweltpolitik soll beim Klimagipfel in Kopenhagen im Dezember formell besiegelt werden. Der Chef des Uno-Klimasekretariats, Yvo de Boer, begrüßte in einer ersten Reaktion die Ankündigung Hatoyamas als "lobenswert". Er erwarte einen "realen Wandel in der japanischen Wirtschaft", fügte de Boer hinzu.
Japans Pläne dürften Klimaforscher optimistischer stimmen für die Verhandlungen zum Kyoto-Nachfolgeabkommen im Dezember in Kopenhagen. Mit großer Sorge blicken sie allerdings auf Länder wie China und Indien, wo die Treibhausgas-Emissionen in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen werden. China ist bereits der weltgrößte CO2-Emittent, Indien wird seinen Pro-Kopf-Ausstoß bis zum Jahr 2030 nahezu verdreifachen.
Der Potsdamer Geoforscher Hans Joachim Schellnhuber glaubt, dass nur noch drastische Maßnahmen eine Klimakatastrophe verhindern können. Der oberste Umweltberater der Bundesregierung und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung fordert ein festes CO2-Budget für jeden Menschen - egal, ob er in Deutschland oder Dschibuti lebt.