Klimastudie EU warnt vor Dürren und Zehntausenden Toten

Eine Klimastudie der EU-Kommission prophezeit Europa eine bedrohliche Zukunft. Falls die globale Erwärmung nicht gebremst wird, sind demnach Dürren, enorme Schäden für die Wirtschaft und Zehntausende Tote zu befürchten.

Brüssel/Berlin/Hamburg - Die Studie der EU-Kommission, deren Ergebnisse zu jenen früherer Klimasimulationen passen, sagt Dürre-Katastrophen im Süden, reiche Ernten im Norden und dramatische wirtschaftliche Folgen voraus. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf den Bericht, der am morgigen Mittwoch in Brüssel veröffentlicht werden soll.

Sollte sich das globale Klima bis 2071 gegenüber 1990 im Durchschnitt um 2,2 oder sogar 3 Grad Celsius erwärmen, könnten demnach insgesamt bis zu 36.000 beziehungsweise 86.000 Menschen an den Folgen sterben.

Auch das milliardenschwere Tourismusgeschäft im Mittelmeerraum könne beträchtlichen Schaden nehmen. 100 Millionen sonnenhungrige Nordeuropäer fahren jährlich an die Strände von Spanien, Griechenland, Portugal und Italien - das ist der weltgrößte Touristenstrom, heißt es. Falls der Klimawandel voranschreite, würden sich die Reiseziele bis an die Nordsee verschieben: zum Nachteil der Mittelmeer-Anrainer, warnen die Autoren. Das Nord-Süd-Gefälle der EU-Wirtschaft würde dramatisch vertieft.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Untersuchung von Meteorologen der Universität Athen und der Sternwarte Athen, die am heutigen Dienstag veröffentlicht wurde. Demnach wird es zwischen 2070 und 2100 fast zehnmal so viele Hitzetage in Griechenland geben wie in den letzten 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Im Großraum Athen werde es den Berechnungen zufolge an fast 2000 Tagen wärmer als 37 Grad sein. Von 1970 bis 2000 waren es nur 195 Tage.

Reiche Ernten im Norden, schwere Ausfälle im Süden

Der Studie der EU-Kommission zufolge könnten sich durch längere frostfreie Perioden in Nordeuropa die Ernteerträge um bis zu 70 Prozent erhöhen und in Südeuropa um mehr als ein Fünftel zurückgehen. Deshalb müsse der globale Ausstoß von Kohlendioxid sofort um 15 Prozent und bis 2050 sogar um bis zu 50 Prozent gesenkt werden, heißt es nach Angaben der dpa in der Studie. Unklar blieb allerdings, ob es sich bei dem Papier der EU-Kommission um die Ergebnisse einer neuen Klimasimulation handelt oder lediglich um eine Auswertung bereits länger vorhandener Daten.

Die Untersuchung der Kommission gehört zum Strategiepaket für eine gemeinsame EU-Energie- und Klimapolitik, dessen Veröffentlichung für den morgigen Mittwoch erwartet wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach bei einem Treffen ihres Kabinetts mit den 27 Kommissaren in Berlin, mehr Klimaschutz und effiziente Energiepolitik in den Mittelpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft zu stellen. Merkel will Verhandlungen über weltweite Klimaschutzziele auch mit den sieben führenden Industrienationen und Russland (G8) führen.

Klimawandel in Nord- und Ostsee nicht mehr aufzuhalten

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) betonte, dass die Klimaerwärmung in der deutschen Nord- und Ostsee nicht mehr aufzuhalten sei. "Wir müssen uns viel intensiver als bisher mit der Frage auseinandersetzen, welche Auswirkungen eine Klimaveränderung auf die Meere, die Schifffahrt, die Umwelt und die Küsten hat", sagte BSH-Präsident Peter Ehlers am heutigen Dienstag in Hamburg.

"Es ist inzwischen allen klar, dass wir eine Klimaerwärmung haben", sagte Ehlers. Die Folgen für die Meere könnten durch einen verminderten Kohlendioxidausstoß zwar abgeschwächt, jedoch nicht mehr verhindert werden. Das BSH werde die Folgen analysieren und seine Beobachtungs- und Überwachungssysteme gezielt für Untersuchungen einsetzen.

Die Temperaturen in Nord- und Ostsee sind in den vergangenen Jahren laut BSH kontinuierlich gestiegen. Dies habe auch Folgen für Meeresbewohner wie Fische und Krabben.

Das BSH beschäftigt sich 2007 außerdem mit einem Forschungsprojekt zur Entstehung und Wahrscheinlichkeit extremer Ostsee-Sturmfluten. Dazu würden neueste Simulationsverfahren genutzt. Die Resultate könnten dann Basis für künftige Planungen des Küstenschutzes sein.

mbe/dpa/ddp/AP

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