

Berlin - Die wichtigsten Treibhausgase Kohlendioxid (CO2) und Methan haben im vergangenen Jahr Rekordwerte erreicht. Das geht aus Daten der World Meteorological Organization (WMO) hervor, die am Montag veröffentlicht wurden. Die Belastung der Atmosphäre durch menschliche Aktivitäten habe "ein weiteres Rekordniveau seit der vorindustriellen Zeit erreicht", warnte WMO-Direktor Michel Jarraud.
Das Ansteigen der Konzentration der Treibhausgase führt zu einer erhöhten Absorption der Sonnenstrahlung und damit zu einem Anstieg der Temperaturen. Zu etwa zwei Dritteln ist der Effekt auf die CO2-Belastung zurückzuführen. Diese entsteht vor allem durch das Verbrennen fossiler Kraftstoffe und die Rodung von Wäldern.
Laut der WMO-Studie erhöhte sich der Anteil der CO2-Moleküle in der Atmosphäre von 2009 bis 2010 um 2,3 Millionstel auf 389 ppm (Parts per Million). In den vergangenen zehn Jahren war die Konzentration jährlich im Schnitt um 2,0 ppm gestiegen, in den neunziger Jahren um 1,15 ppm. Die Konzentration von Treibhausgasen wird in Teilen pro Millionen gemessen. Auch die Methankonzentration in der Atmosphäre habe nach einer Phase des relativen Stillstands (1999-2006) wieder zugenommen, erklärte WMO-Direktor Jarraud. Die Wissenschaftler suchten noch nach der Ursache.
Die CO2-Emissionen der Menschheit steigen seit Jahren an, 2010 sogar schneller als je zuvor. Ein Teil des Kohlendioxids, aber nicht alles, wird in sogenannten Kohlenstoffsenken gebunden. Dazu zählen die Meere und die Wälder. Deshalb ist es auch wenig überraschend, dass die CO2-Konzentration immer weiter steigt.
Zu den Treibhausgasen zählt auch Distickstoffmonoxid (N2O), dessen Konzentration gegenüber der vorindustriellen Zeit um 20 Prozent zugenommen hat. In den vergangenen zehn Jahren nahm die Konzentration jährlich im Schnitt um 0,75 ppm zu. Das ist vor allem auf den Einsatz von Stickstoffdüngern und Viehmist zurückzuführen. Die WMO nutzt für ihre Datenerhebungen Messstationen in mehr als 50 Ländern.
Schlechte Nachrichten vor der Klimakonferenz
Über den Kampf gegen die Treibhausgase wird ab dem 28. November auf der Uno-Klimakonferenz im südafrikanischen Durban beraten. 15.000 Klimaexperten werden auch über die Frage diskutieren, ob der Kyoto-Prozess noch zu retten ist. Vor allem Entwicklungsländer wollen diesen Pfad beibehalten, weil er rechtlich bindende Verpflichtungen für die Industrieländer vorschreibt.
Die 37 Staaten, die sich im Rahmen des Kyoto-Protokolls bis 2012 zu konkreten CO2-Reduzierungszielen verpflichtet haben, verursachen knapp 30 Prozent der klimaschädlichen Kohlendioxidausstöße. Die Unterzeichner allein können daher die Erderwärmung nicht auf zwei Grad begrenzen, selbst wenn sie deutlich weniger CO2 ausstoßen würden. Allein aus China und den USA kommen laut Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) fast 45 Prozent der Emissionen.
China trat zwar dem Kyoto-Protokoll von 1997 bei, mit Blick auf den damaligen Status als Entwicklungsland verpflichtete es sich aber nicht, den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern. Die USA, nach China zweitgrößter Verursacher von CO2, machten bei Kyoto gar nicht mit. Es ist bisher das einzige verbindliche Instrument zur internationalen Begrenzung der CO2-Ausstöße.
Da ein Teil der Kyoto-Staaten wie Japan nach 2012 keine neuen rechtsverbindlichen Minderungsziele akzeptieren will, wenn nicht auch die USA mitmachen, könnte die Europäische Union bei einer neuen Verpflichtungsperiode recht alleine dastehen - mit gerade mal noch elf Prozent der globalen Emissionen klimaschädlicher Gase.
Nicht-Kyoto-Staaten wie die USA und Schwellenländer verhandeln parallel auf dem Pfad der Klimarahmenkonvention von 1992 über ihre jedoch unverbindlichen Klimaschutzbeiträge. In der Rahmenkonvention wurde nur vereinbart, den CO2-Ausstoß so zu begrenzen, dass "sich die Ökosysteme auf natürliche Weise den Klimaänderungen anpassen können" und "die Nahrungsmittelerzeugung nicht bedroht wird".
In Durban muss weiter geschaut werden, ob und wie beide Prozesse mittelfristig zu einem globalen Abkommen, einer Art "Kyoto Plus" mit Minderungszielen für die größten Klimasünder, zusammenzuführen sind. Hinzu kommt die Ausgestaltung eines ab 2020 geplanten Milliardenfonds für besonders vom Klimawandel betroffene Staaten und mehr Waldschutz.
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Eisbär in Kanada: Die weltweiten CO2-Emissionen verstärken den Klimawandel - was die Meeresspiegel steigen lässt. Natürliche Lebensräume vieler Tierarten sind dadurch bedroht.
Kohlekraftwerk in Changchun, China: Die Kohlendioxidemissionen haben 2010 ein neues Rekordhoch erreicht, teilt das US-Energieministerium mit. Die Zahlen sind höher als die pessimistischsten Szenarien, die Experten vor vier Jahren präsentiert hatten.
Industrie in Nordchina: Auch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ist weiter gestiegen. 2010 lag sie bei 389 ppm.
Abhebendes Flugzeug in Berlin (Archivbild vom Januar 2010): Die Menschheit hat 2010 insgesamt 512 Millionen Tonnen mehr CO2 ausgestoßen als 2009. Das entspricht einem Plus von sechs Prozent.
Arbeiter reparieren Stromleitungen im indischen Allahabad: Der Anstieg sei vor allem auf die wachsende Wirtschaft in China und Indien zurückzuführen, berichtet das US-Energieministerium.
Gletscher in der Yunnan-Provinz: Der Klimawandel zeigt Folgen. Ende Oktober hatten chinesische Forscher vor einer massiven Gletscherschmelze in den Bergregionen Südwestchinas gewarnt. Man habe "beträchtliche Temperatursteigerungen" und einen "drastischen Rückgang" der Gletscher beobachtet.
Korallenriff vor Mexiko: Der erhöhte CO2-Ausstoß beeinflusst auch die Meere. Sie nehmen Kohlendioxid auf und versauern dadurch. Das beeinträchtigt zahlreiche Lebewesen, insbesondere Korallenriffe gelten als höchst gefährdet.
Fischerboot im Harraseeket River, US-Bundesstaat Maine: "Vom Standpunkt der Emissionen aus betrachtet, scheint die Weltfinanzkrise zu Ende zu sein", sagte Tom Borden, Leiter des Carbon Dioxide Information Analysis Center des US-Energieministeriums.
Kohlekraftwerk in der Mongolei: Die CO2-Emissionen, die durch die Verbrennung von Kohle entstehen, sind laut dem Bericht 2010 um acht Prozent gestiegen.
Monsun über Sri Lanka: "Unglücklicherweise haben wir noch keine Antwort auf viele Fragen zur Klimavorhersage", sagt eine Leitautorin des neuen Uno-Klimaberichts.
Dürre in Australien: Das Land wird alle paar Jahrzehnte von jahrelanger Dürre heimgesucht, deshalb lässt sich der Einfluss der Klimaerwärmung bislang nicht beweisen.
Dürre: Wärmere Luft lässt zunehmend Wasser aus Böden verdunsten, wodurch sich in manchen Regionen, etwa am Mittelmeer, weniger Regenwolken bilden könnten.
Hochwasser in New Orleans: Die Stadt wurde 2005 von einem Hurrikan verwüstet. Die Wirbelstürme könnten stärker werden.
Land unter in Friesland: Sturmfluten werden gefährlicher, denn die Erwärmung wird den Meeresspiegel weiter steigen lassen.
Sturm in freundlichen Farben: Die Erwärmung der Polarregionen könnte Luftdruck-Gegensätze mildern - und Stürme schwächen.
Luftverschmutzung: Smog ist für große Städte ein ernstes Problem.
Klimaerwärmendes CO2 in der Atmosphäre: Die Grafik aus dem letzten IPCC-Report von 2007 zeigt die CO2-Menge in der Luft über die letzten 10.000 Jahre. Nur die rote Spitze der Kurve stammt von direkten Messungen in der Atmosphäre. Werte für weiter zurückliegende Zeitpunkte haben Wissenschaftler aus Eisbohrkernen gewonnen. Der grau hinterlegte Kasten zeigt den Verlauf seit 1750 in größerem zeitlichen Detail.
Menschlicher Einfluss (IPCC-Report 2007): Könnten auch rein natürliche Einflüsse für die beobachtete Erwärmung verantwortlich sein? Die schwarzen Linien zeigen die Entwicklung der mittleren Oberflächentemperaturen. Dann fügten Forscher die Ergebnisse hinzu, die unterschiedliche Computersimulationen zur Klimaentwicklung der vergangenen hundert Jahre ergeben haben (Blau bei rein natürlichen Prozessen, Rot für eine Kombination aus natürlichen und vom Menschen verursachten Einflüssen) - nur menschlicher Einfluss kann die Erwärmung erklären.
Erwärmungsausblick: Drei "Was wäre wenn?"-Szenarien haben die Forscher hier gegenübergestellt. Die Globen zeigen die erwarteten regionalen Klimaveränderungen (Mittelspalte 2020 bis 2029, rechte Spalte 2090 bis 2099). Die Skala zeigt den Farbcode für die Temperaturveränderung in Schritten von einem halben Grad Celsius. Im Szenario B1 wird die Nutzung klimaschonender Technologien betont. Szenario A1B steht hingegen für weiter starken CO2-Ausstoß. A2 steht für eine langfristig besonders erwärmungsträchtige Entwicklung.
Temperaturkurven bis 2100: Die schwarze Linie in der linken Hälfte des Diagramms zeigt die Messwerte bis zum Jahr 2000. In einer Vielzahl (bunte Zahlen) von Simulationen wurde der zukünftige Verlauf vorausberechnet. Die drei oberen Linien stehen dabei für drei standardisierte Szenarien zum weiteren CO2-Ausstoß. Besonders warm würde es demnach im A2-Szenario werden (rote Linie). Die orangefarbene Linie steht für den Fall, dass die Emissionen auf dem Niveau des Jahres 2000 konstant gehalten worden wären.
Ausgetrockneter Rhein 2003: Die Hitzewelle in Europa im Sommer 2003 lasten Experten dem Klimawandel an.
Tauendes Arktiseis: Die Schneeschmelze im Norden beweist die andauerende Erwärmung.
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