Klimatreffen auf Bali Uno verlangt ehrgeizigere Reduktionsziele

In der Klimafrage muss nach Ansicht der Uno rasch gehandelt werden - und entschlossen. Das Uno-Umweltprogramm hat jetzt eine Studie vorgestellt, die strengere Reduktionsziele von den Industrienationen fordert. Trotz aller Mühen: Der scheidende Uno-Klimachef Yvo de Boer zweifelt an einem Erfolg.
Schornsteine eines Stahlwerks: "Katastrophale Szenarien"

Schornsteine eines Stahlwerks: "Katastrophale Szenarien"

Foto: AP

Die Vereinten Nationen erhöhen den Druck für ein neues Weltklimaabkommen in Mexiko Ende des Jahres. Ein kurzfristiges Vorbereitungstreffen für April ist bereits in Bonn einberufen. Um aber einen katastrophalen Klimawandel zu vermeiden, muss der Ausstoß von Treibhausgasen stark reduziert werden - stärker als bisher geplant. Dies geht aus einer Studie des Uno-Umweltprogramms (Unep) hervor, die am Dienstag auf Bali vorgestellt wurde.

Weltweit müssen demnach die Schadstoffemissionen in den Jahren 2020 bis 2050 um 48 bis 72 Prozent sinken. Wenn die Treibhausgase in diesem Zeitraum jährlich um rund drei Prozent gesenkt würden, bestehe immerhin eine 50-prozentige Chance, den Anstieg der weltweiten Temperaturen unter zwei Grad Celsius zu halten, heißt es in dem Bericht.

60 Länder, darunter China, die USA und die 27 Mitglieder der EU, hatten Ende Januar ihre Ziele im Kampf gegen den Klimawandel bei den Vereinten Nationen hinterlegt. Zusammen sind die Länder für 78 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Ziele müssten aber noch sehr viel ambitionierter ausfallen, wenn der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur effektiv eingedämmt werden solle, erklärte Unep-Direktor Achim Steiner. Ähnlich hatte sich bereits im September Hans Joachim Schellnhuber , der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, geäußert.

Die - rechtlich nicht bindenden - Vereinbarungen auf dem Kopenhagener Klimagipfel seien zwar ein "Schritt in die richtige Richtung", sagte Steiner, "aber selbst bei den besten Schätzungen sollte niemand annehmen, dass das ausreichen wird". Die Selbstverpflichtungen der Gipfelteilnehmer, die Emissionen zu senken, genügten nicht. "Wir wissen heute, dass Untätigkeit im Kampf gegen den Klimawandel auf lange Sicht zu katastrophalen Szenarien führt", so der Unep-Direktor.

Die bisherigen Empfehlungen des Weltklimarats IPCC sahen eine weltweite Reduzierung der Treibhausgase bis zur Mitte des Jahrhunderts um 50 Prozent vor.

Der Jahresbericht der Unep stellte zudem einen Zusammenhang zwischen Rohstoffknappheit, Umwelt- und Klimaveränderungen und einer Häufung von Katastrophen und Konflikten her. So hätten 40 Prozent der bewaffneten Konflikte im vergangenen Jahr eine direkte Verbindung zur Konkurrenz um natürliche Ressourcen, heißt es darin.

Von Mittwoch an beraten Umweltminister aus 140 Ländern über Klimaschutz und Umweltprobleme. Bei dem Treffen auf der indonesischen Insel Bali soll es unter anderem um die Möglichkeiten zur Förderung grüner Technologie und die Zusammenlegungen mehrerer Uno-Umweltbehörden gehen. Ein weiteres Thema sollen die Fehler in einem Uno-Bericht zum Klimawandel von 2007 sein.

Es hat sich herausgestellt, dass die dort verbreitete Schlussfolgerung, dass bis 2037 die Gletscher im Himalaya geschmolzen sind, falsch ist. Klimawandelskeptiker sahen sich dadurch in ihrer Auffassung bestärkt, dass die Gefahr einer möglichen Erderwärmung bewusst übertrieben wurde.

Während die Uno alles daran setzt, den Klimagipfel Ende November in Mexiko zum Erfolg zu bringen, sieht der scheidende Uno-Klimachef Yvo de Boer kaum Chancen für ein bindendes Abkommen in diesem Jahr. "Ich glaube, das wird sehr schwierig", sagte de Boer am Dienstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Nach dem gescheiterten Gipfel von Kopenhagen seien die Differenzen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern immer noch groß.

Es sei daher eher unwahrscheinlich, dass die Umweltminister der Vereinten Nationen bei ihrem Treffen im mexikanischen Cancún ein Nachfolgeabkommen für das auslaufende Kyoto-Protokoll verabschieden würden. "Der erste Schritt wird sein, sich grundsätzlich auf ein Gerüst zu verständigen - und das könnte in Mexiko erreicht werden", sagte de Boer. "Der nächste Schritt wäre dann, über ein Abkommen zu entscheiden."

Der niederländische Diplomat hatte in der vergangenen Woche überraschend seinen Rücktritt angekündigt. De Boer will aber noch bis Juli bei den Vorbereitungen für den Gipfel in Mexiko helfen.

cib/dpa/apn/ddp/Reuters
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