Klimawandel in Afrika Forscher befürchten Zunahme von Bürgerkriegen

Der Klimawandel könnte bewaffnete Konflikte in Afrika schüren. Laut einer Studie drohen Streitigkeiten um Wasser, Weideland und Ackerflächen massiv zuzunehmen. Wissenschaftler befürchten mehrere Hunderttausend zusätzliche Kriegsopfer.
Kämpfer in der DR Kongo (im Juli 2006): Bis zu 393.000 zusätzliche Kriegstote befürchtet

Kämpfer in der DR Kongo (im Juli 2006): Bis zu 393.000 zusätzliche Kriegstote befürchtet

Foto: LIONEL HEALING/ AFP

globale Erwärmung

Nairobi/Washington - Die trifft Afrika südlich der Sahara besonders hart. Forscher befürchten, dass sich dadurch die Zahl der Konflikte in der ohnehin schon krisengeschüttelten Region weiter erhöhen wird. In den vergangenen Jahren habe es in Perioden mit überdurchschnittlichen Temperaturen besonders viele kriegerische Auseinandersetzungen gegeben, berichtet ein Team um den Agrarökonomen Marshall Burke von der University of California in Berkeley im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" .

Die Gründe liegen nahe: In Zeiten von Dürre und Wasserknappheit sind Konflikte um Wasser, Weideland und Landwirtschaftsflächen wahrscheinlicher. Wenn die Forscher die besonders wichtige Rolle der Landwirtschaft im subsaharischen Afrika berücksichtigen, wird die Konfliktgefahr besonders brisant: Nach den Berechnungen könnte die Zahl bewaffneter Auseinandersetzungen wegen des zu erwartenden Temperaturanstiegs bis zum Jahr 2030 um rund 54 Prozent steigen. Dadurch drohten bis zu 393.000 zusätzliche Kriegstote. Diese Zahl ist zwar ein theoretischer Wert, doch er gibt immerhin einen Hinweis auf die Größenordnung des Problems.

Um neue Kriege im südlichen Afrika zu vermeiden, schlagen die Wissenschaftler Maßnahmen zur Sicherung von Ernteerträgen, Versicherungen für Bauern bei Ernteausfällen und schnelle Reaktionen der reichen Länder auf die Folgen des Klimawandels vor.

Studie warnt vor massiver Ausbeutung des Planeten

Mit knappen Ressourcen befasst sich auch eine weitere gerade vorgestellte Studie. Die Arbeit der US-Umweltschutzinitiative Global Footprint Network  belegt eindrücklich, wie stark die Menschheit mittlerweile auf Kosten ihres Planeten lebt. Der Verbrauch natürlicher Ressourcen übersteige die Regenerationsfähigkeit der Erde massiv, heißt es in dem Bericht. Um den Jahresverbrauch der Menschen zu regenerieren, benötige die Erde inzwischen etwa 18 Monate.

Laut dem Netzwerk ist das "ökologische Defizit" in den Ländern unterschiedlich groß: Hätten alle Erdbewohner etwa den Lebensstil eines Durchschnittsamerikaners, bräuchte es sogar fünf Planeten, um den Verbrauch an Nahrung und Strom wiedergutzumachen und den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid zu kompensieren. Beim Durchschnittseuropäer wären es immerhin noch zweieinhalb Erden. Und auch in Afrika wird die Regenerationsfähigkeit der Umwelt bald überschritten, wie ein wenige Wochen alter Sonderbericht des Netzwerks für den Kontinent zeigt.

Klimagipfel

Nach den Worten des Vorsitzenden der Umweltbewegung, Mathis Wackernagel, zeigen die alarmierenden Zahlen, dass es im Interesse "jedes einzelnen Landes" liegt, sich unverzüglich für eine Umkehr des Trends einzusetzen - unabhängig von den Ergebnissen internationaler Konferenzen wie etwa beim im kommenden Monat in Kopenhagen.

chs/AFP/dpa
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