Klimawandel Industrienationen lassen arme Länder darben
Lange schon bestehen Übereinkommen, nach denen sich die reichsten Länder der Welt verpflichten, in Sachen globaler Erwärmung und Klimawandel den ärmsten Staaten der Welt zu helfen. Das erste Abkommen zur globalen Erwärmung war die "Framework Convention on Climate Change" von der Uno aus dem Jahre 1992 - in dem allerdings nicht festgelegt ist, wie viel zu zahlen ist.
Und so investierten Industriemächte vor allem in ihren eigenen Klimaschutz Milliarden von Dollar, berichtet die "New York Times", vor allem für Entsalzungsanlagen, Flutbarrieren, die genetische Manipulation von Getreide und Sojabohnen, damit sie auch in Trockenperioden gedeihen.
Den armen Regionen ließen die reichen Nationen hingegen nur rund 40 Millionen US-Dollar pro Jahr für Klima- und Küstenschutz zukommen, sagte Kevin Watkins, Direktor der United Nations Human Development Report Office, der US-Zeitung. Dabei sind meistens Länder in Äquatornähe und solche von bitterer Armut betroffen. Die Industrienationen pusten zwei Drittel des klimaschädlichen Kohlendioxids in die Luft, die afrikanischen Länder hingegen tragen nicht einmal drei Prozent zum weltweiten CO2-Ausstoß durch Verbrennung bei.
Die ärmsten Länder der Welt wird der Klimawandel somit doppelt treffen: Zum einen werden sie am stärksten die Folgen der globalen Erwärmung zu spüren bekommen - in Afrika werden 840 Millionen Menschen vor allem von Dürre, unterbrochener Wasserversorgung und Hungersnot bedroht sein, in Südafrika und in Ägypten werden die Flussdeltas überflutet werden, im östlichen Amazonas droht der Regenwald zur Savanne zu werden. Und zum anderen haben die armen Nationen weder das Geld, ausreichend für den Klimawandel vorzusorgen, noch für die Folgenschäden aufzukommen.
"Katastrophen sind nicht demokratisch"
Mittlerweile erheben die benachteiligten Länder ihre Stimme. Man habe eine Botschaft an die Industrienationen, sagte etwa Ugandas Präsident Yoweri Museveni im Februar beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Äthiopien: "Ihr löst bei uns Aggressionen aus, in dem ihr die globale Erwärmung verursacht." Museveni weiter: "Alaska wird vielleicht gut für die Landwirtschaft, Sibirien wird vielleicht gut für die Landwirtschaft. Aber was wird aus Afrika?" Bereits jetzt herrscht in vielen afrikanischen Ländern, etwa Malawi südlich der Sahara, außergewöhnliche Dürre.
Reiche Staaten sind weitestgehend vor Dürre und Flutkatastrophen geschützt - und ihr Reichtum wird sie Experten zufolge weitgehend vor dem bevorstehenden Unheil abschirmen, zumindest für die nächsten ein, zwei Generationen.
"Die Ungerechtigkeit dieser ganzen Situation ist wirklich enorm, wenn man betrachtet, wer verantwortlich ist und wer den Schaden erleidet", sagte die Vorsitzende des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), Rajenda Pachauri, vor kurzem. Henry Miller von der Hoover Institution an der Stanford University ist da pragmatischer: "Wie das Sinken der 'Titanic' sind Katastrophen nicht demokratisch."
Am Freitag wird in Brüssel der zweite Teil des IPCC-Weltklimaberichts veröffentlicht. Der jüngste Entwurf veranschaulicht auf dramatische Weise, wie sich ein Temperaturanstieg Grad für Grad auf die Umwelt auswirken würde.
Dramatisch werde sich vor allem die zu erwartende Verknappung des Trinkwassers auswirken. Bei einem durchschnittlichen Temperaturanstieg um nur ein Grad Celsius wird ein Wassermangel für mindestens 400 Millionen Menschen, möglicherweise aber 1,7 Milliarden Menschen im Jahr 2020 vorausgesagt zusätzlich zu den Erdenbürgern, die schon jetzt nicht genug Trinkwasser haben.
Bei einem Temperaturanstieg um zwei Grad wird mit einer Wasserverknappung für weitere zwei Millionen Menschen gerechnet. Bis zu 30 Prozent der Lebewesen auf der Erde wären dann vom akuten Aussterben bedroht. Das könnte im Jahr 2050 sein. Im Jahre 2080 könnten weltweit dann bis zu 3,2 Milliarden Menschen von Wassermangel betroffen sein. Selbst bei einer konsequenten Verringerung der Treibhausgase dürften es immer noch 1,1 Milliarden sein.
fba/AFP