Klimawandel Treibhausgase könnten nächste Eiszeit verzögern

Die Erde wechselt über die Jahrtausende regelmäßig zwischen kalten und milden Phasen. Die nächste Eiszeit würde auch Deutschland mit Gletschern überziehen - doch sie dürfte laut neuen Berechnungen lange auf sich warten lassen. Der Grund: die Treibhausgase des Menschen.
Simulation der Eisbedeckung: In Kaltzeiten wandern die Eismassen weit in Richtung Süden

Simulation der Eisbedeckung: In Kaltzeiten wandern die Eismassen weit in Richtung Süden

Foto: NOAA/ NESDIS/ STAR

Hamburg - Eiszeiten kommen und gehen nach dem Stand der Erde im Weltraum: Die Neigung des Planeten und seine Entfernung zur Sonne bestimmen wesentlich, wie stark er sich abkühlt. Seit langem debattieren Wissenschaftler, wann die nächste Kaltzeit droht, die große Teile der Nordhalbkugel - auch Deutschland - unter Gletschern begraben könnte. Doch eine neue Berechnung zeigt nun, dass Treibhausgase, die der Mensch in die Luft bläst, die nächste Abkühlung verzögern könnten.

Der Terminkalender für Eiszeiten steht in den Eispanzern an Nord- und Südpol. Dort haben Schneeflocken der vergangenen 800.000 Jahre in Luftbläschen das Klima der Vergangenheit gespeichert. Die Kaltzeiten werden demnach unterbrochen von Warmperioden, wie wir sie beispielsweise aktuell erleben.

Um den Zeitpunkt für die nächste Eiszeit zu ermitteln, suchen Klimatologen nach Warmzeiten der Vergangenheit, in denen die Erde eine ähnliche Position zur Sonne hatte wie heute. Besonders ausdauernde Warmzeiten gab es, wenn die Bahn der Erde fast kreisrund war. In diesen Epochen wärmte die Sonne stärker, wie zuletzt vor rund 400.000 Jahren.

Schlittern in die Kaltzeit

Experten hatten immer wieder auf die Ähnlichkeit der astronomischen Verhältnisse von heute und vor 400.000 Jahren hingewiesen. Demnach wäre die nächste Eiszeit erst in 50.000 Jahren zu erwarten. Forscher rätseln gleichwohl, warum manche Warmzeiten länger dauern, denn alleine mit der Position der Erde lassen sich die Verzögerungen nicht erklären.

Nun berichten Paläoklimatologen um Chronis Tzedakis vom University College in London, dass eine Phase vor etwa 780.000 Jahren der heutigen astronomisch am ähnlichsten sei. Demnach würde die nächste Eiszeit bereits in 1500 Jahren beginnen, schreiben Tzedakis und seine Kollegen im Fachmagazin "Nature Geoscience" .

Doch das ist nicht die ganze Geschichte. Die Abgase, die der Mensch in den vergangenen 150 Jahren mit Autos, Fabriken und Kraftwerken in die Luft gepustet hat, könnten lange nachwirken. Die Forscher haben berechnet, dass der Planet erst dann in die Eiszeit schlittern wird, wenn die Menge des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) wieder unter 240 Partikel pro Millionen Luftteilchen (ppm) gefallen ist.

Derzeit schweben bereits 390 ppm in der Atmosphäre - und derzeit deutet alles darauf hin, dass der Mensch die CO2-Konzentration weiter in die Höhe treiben wird. Manchen Studien zufolge könnte ein Teil dieser Treibhausgase Jahrtausende in der Luft bleiben - und die nächste Kaltzeit herauszögern.

boj
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