Deutschland Welche Bäume dem Klimawandel trotzen

Manche heimischen Bäume kommen mit dem Klimawandel nicht klar. Forscher untersuchen, welche Arten künftig hierzulande gedeihen. Für Hobbygärtner ist eine praktische Zukunftsfrage wichtig: Was hat Platz in immer kleineren Gärten?
Herbstlich gefärbter Ginkgobaum: Neue Gehölze in deutschen Gärten

Herbstlich gefärbter Ginkgobaum: Neue Gehölze in deutschen Gärten

Foto: Rolf Vennenbernd/ dpa

Vor wenigen Jahren waren Oliven- und Zitronenbäume als Gartengehölze hierzulande undenkbar. Mittlerweile wachsen sie ebenso wie Palmen in Hausgärten. Welche Bäume in Zukunft in Deutschland wachsen, beschäftigt Wissenschaftler - ihnen geht das dabei vor allem ums Stadtgrün und um Bäume, die auch am Rand vielbefahrener Straßen gedeihen.

Die Einschätzungen sind vernichtend: "Die heimischen Arten funktionieren unter den veränderten Bedingungen nicht mehr", sagt Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim. Schon jetzt haben sie unter den Standortbedingungen in den Großstädten ihre Belastungsgrenze erreicht. Daher wird ihr Wuchsverhalten unter veränderten Klimabedingungen in der Zukunft gar nicht mehr getestet. Stattdessen prüfen Forscher Arten aus anderen Kontinenten.

"Im Zuge der Veränderungen des Klimas sind unter anderem erhöhte Durchschnittstemperaturen, längere Trockenphasen und eine höhere Neigung zu Starkregen festzustellen", sagt Peter Menke, Vorstand der Stiftung Die Grüne Stadt in Düsseldorf. Einige dieser Aspekte wirken verstärkt in den Städten mit viel Beton und Teer. Es ist dort wärmer, und es verdunstet mehr Wasser.

Keine Orangenbäume am Straßenrand

Wachsen also bald Orangen am Straßenrand? Eher nicht. "Es wäre ein Fehler, die mediterrane Vegetation zum Vorbild zu nehmen", sagt Menke. Zwar verzeichne man einen Anstieg der Temperaturen im Sommer, doch die Winter werden kalt bleiben. Das zeigt sich im Hausgarten: Hobbygärtner pflanzen mediterrane Gewächse und werden enttäuscht, wenn diese in strengen Wintern erfrieren. "Trockenheitsresistenz als Auswahlkriterium für neue Gehölze in unseren Breiten reicht nicht aus", sagt Schönfeld. Die Pflanzen müssten mit starken Temperaturschwankungen zurechtkommen.

Gut mit den künftigen Anforderungen kommen die Hainbuche (Carpinus betulus), der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) und der Lederhülsenbaum (Gleditsia triacanthos) zurecht, sagt Schönfeld. Zu den Arten, die die Forscher testen, gehört die Baummagnolie (Magnolia kobus), die in Japan wächst, wo auch der Dreizahnahorn (Acer buergerianum) herkommt. Die Heimat des Eisenholzbaums (Parrotia persica) liegt im Nordiran und Südrussland.

In der engeren Auswahl befinden sich zudem Gehölze, die wie Amberbäume (Liquidambar styraciflua) durch ihre späte, sehr leuchtende Herbstfärbung auffallen. Eine Blütenallee mit Baummagnolien könnte ebenfalls ein neuer Blickfang werden.

Klein- und schmalkronig für den Hausgarten

"Im Hausgarten ist die Klimaveränderung sicher kein relevanter Aspekt für die Baumwahl", sagt Menke. Dort stehen eher selten große Bäume wie Kastanien. Hier werden in naher Zukunft daher eher optische als klimatische Aspekte Veränderungen in die Bepflanzung bringen, erwarten Experten. Die Grundstücke werden immer kleiner und damit nimmt das Angebot an klein- und schmalkronigen Bäumen zu.

Schönfeld empfiehlt für Hausgärten die Kugelsteppenkirsche (Prunus x eminens 'Umbraculifera'). Schön sei auch der Apfeldorn (Crataegus x lavallei 'Carrierei'), der im Herbst rote Früchte trägt. "Auch die Formbäume nehmen zu", sagt Menke. Das sind Kugel-, Dach- oder Spalierbäume, deren Wuchs Gärtner durch regelmäßigen Schnitt im Zaum halten können. Spalierobst kann an Hauswänden hochranken.

Neben den klassischen Obstbäumen Apfel, Kirsche und Birne könnten sich im Hausgarten immer mehr Exoten durchsetze. Eine solche neue Obstsorte ist die Papau (Asimina triloba). Zugleich aber greifen Gärtner immer mehr zu den alten Sorten: Sie tragen schmackhafte Früchte und sind vergleichsweise robust.

wbr/dpa

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