

Hamburg - Berühmt sind die sogenannten betrunkenen Wälder der Arktis. Ihre Bäume stehen schief in alle Richtungen wie eine schwankende Horde Besoffener. Ursache ist der Permafrostboden: Taut die eigentlich dauerhaft gefrorene Erde, sackt sie ab - und Pflanzen kippen. Die Region hält auch andere geologische Überraschungen bereit.
Dramatisch wirken aktuelle Fotos aus dem sibirischen Permafrost. Sie zeigen einen rund 80 Meter breiten Krater beeindruckender Tiefe mitten in der Tundra. Unvermeidlich machten Spekulationen von einer Ufo-Landung oder von Meteoritenexplosionen die Runde. Doch ein Blick in die übrige Permafrostlandschaft zeigt, dass auch anderswo Löcher klaffen. Oft sammelt sich darin Wasser, sodass Seen entstehen.
Löcher der Arktis sind oft Folge von Erwärmung: Taut das Eis im Boden, öffnet das Schmelzwasser Kanäle. Mit dem Eis verliert der Boden seinen Kitt, wird porös und bröckelt. An Stellen, wo sich viel Wasser sammelt, kann der Brei endgültig seinen Halt einbüßen und kaskadenartig einstürzen. Manche Seen der Arktis entstehen auch, weil regelrechte Eiskegel im Untergrund tauen. Und auch Gas kann eine Rolle spielen.
Hellblauer See
Das Besondere am nun entdeckten Krater scheint sein Rand, den ein kleiner Erdwall säumt. Es handele sich wohl um Auswurf, sagte ein Geoforscher der "Sibirian Times". Eine hitzegetriebene Explosion wie bei Vulkanen sei hingegen auszuschließen. Eine Gasblase könnte die Ursache sein: "Möglicherweise hat sich Erdgas seinen Weg durch tauenden Permafrost gebahnt und eine mechanische Eruption an der Erdoberfläche bewirkt", meint der Geoforscher Frank Günther vom Alfred-Wegener-Institut.
Das Loch werde sich wohl zu einem sogenannten hellblauen See entwickeln, sobald sich Wasser darin sammelt. Die Seen sind mit bis zu 15 Metern besonders tief und bekannt dafür, Erdgas auszustoßen. "Hellblaue Seen befinden sich ausschließlich nahe der westsibirischen Gasförderanlagen", sagt Günther.
Russische Forscher hätten rund um hellblaue Seen Explosionswälle aus Erde dokumentiert. Ein Beweis sei das aber nicht: "Natürlich kann man aus der Ferne nicht die Ursachen dieses Phänomens klären", kommentiert Günther seine Ferndiagnose. Vor Ort haben Wissenschaftler laut "Sibirian Times" nun beobachtet, dass das Eis am Boden des Kraters taut. Auch an den Kraterwänden rinne Wasser hinab. Womöglich glitzert in dem Schlund also bald ein See mit hellblauem Wasser.
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Am Krater: Eine hitzegetriebene Explosion wie bei Vulkanen sei auszuschließen, sagen Forscher.
Der Krater aus der Ferne: Das Besondere am nun entdeckten Krater scheint sein Rand, den ein kleiner Erdwall säumt.
Blick in die Tiefe: Forscher sind nun vor Ort, um den Krater zu untersuchen.
Gefrorener Boden: Am Grund des Kraters liegt Eis.
Kraterwall: Was hat die Erde aufgeworfen?
Kerben: Furchen haben sich in den Kraterrand gegraben.
Luftaufnahme: Wird aus dem Krater ein See? Die Landschaft der Region besteht aus vielen Seen.
Kraterkante: An den Kraterwänden rinne Wasser hinab, berichten Wissenschaftler.
Blick in die Tiefe: Weiter unten sind die Kraterwände fast glatt.
Loch in der Tundra: Unvermeidlich machten Spekulationen von einer Ufo-Landung oder von Meteoritenexplosionen die Runde.
Einsames Sibirien: Allerdings sind Gasförderanlagen in der Nähe.
Stattlicher Anblick: Manche Seen der Arktis entstehen auch, weil regelrechte Eiskegel im Untergrund tauen.
Eis am Grund: Womöglich glitzert in dem Schlund also bald ein See mit hellblauem Wasser - Forscher glauben zu wissen, wie der Krater entstanden ist.
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