Tasmanischer Teufel: Gefährliche Krebserkrankung am Kopf
Foto: Penn State University/Penn State University/ Stephan C. SchusterLondon - Die Forscher sind ratlos. 60 Prozent aller Tasmanischen Teufel erkranken an DFTD, einer Krebserkrankung im Gesicht. Die Seuche bedroht die Existenz der Tierart. Versuche, die Population der Beuteltiere, die ausschließlich noch auf ihrer Heimatinsel vor Australien vorkommen, durch Ausleseverfahren zu retten, seien fehlgeschlagen. Die Krebserkrankung habe nicht eingedämmt werden können.
Um eine erfolgreiche Auslese betreiben zu können, müsste eine unrealistisch große Zahl von Tieren einbezogen werden, fanden die Forscher Nick Beeton von der Universität von Tasmanien und Hamish McCallum von der Griffith Universität in Brisbane heraus.
"Die Seuchenbekämpfung kann nur funktionieren, wenn man genügend der infizierten Tiere innerhalb der Population einfangen kann, um sicherzugehen, dass die Seuche nicht zurückschlägt", sagte Beeton. "Unsere Modelle zeigen, dass es auch bei einem fangbaren Tier wie dem Tasmanischen Teufel eine große Herausforderung ist, genügend zu kriegen".
Wenn es nicht gelinge, die Krankheit in den Griff zu bekommen, könnte das Beuteltier innerhalb der nächsten 25 Jahre ausgerottet sein, berichten die Forscher im Fachblatt "British Ecological Society's Journal of Applied Ecology".
Statt der Auslese soll nun versucht werden, eine gesunde Ersatzpopulation aufzubauen. Bereits 200 Exemplare lebten schon in Zoos in Tasmanien. Daneben liefen Versuche weiter, einen Impfstoff gegen die Erkrankung zu entwickeln. McCallum bezeichnete Letzteres jedoch als sehr optimistisch, angesichts der Kosten und der Zeit, die dafür nötig sind.
Die DFTD genannte Erkrankung (Devil Facial Tumour Disease) ist den Forschern zufolge erstmals im Jahr 1996 im Nordwesten Tasmaniens aufgetreten. Sie wird durch Bisse bei der Paarung übertragen. Seitdem wurde die Population der Raubtiere um 60 Prozent dezimiert.
In den vergangenen Jahren gab es Hinweise auf eine mögliche Resistenz gegen die Krankheit bei einzelnen Tieren. Eines der Tiere, das die Wissenschaftler auf den Namen Cedric getauft hatten, wurde in einem Forschungsinstitut eingehend untersucht und beobachtet. Im Jahr 2007 spritzten die Forscher dem Tier die tödlichen Krebszellen, das Immunsystem wehrte sie ab. Als die Wissenschaftler Cedric dann eine andere Krebszell-Linie spritzen, erkrankte das Tier - später bildeten sich auch Metastasen. Eine der letzten Hoffnungen ist nun das kürzlich entschlüsselte Genom.
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Der Tasmanische Teufel ist das größte, noch lebende fleischfressende Beuteltier und lebt ausschließlich auf dem australischen Kontinent. Er ist etwa 65 Zentimeter lang und acht bis zwölf Kilogramm schwer.
Seinen Namen verdankt der Tasmanische Teufel unter anderem seinem Lebensraum sowie dem schwarzen Pelz und seinen Ohren - die färben sich rot, wenn er wütend ist. Ebenso riecht das Tier bei Aufregung sehr unangenehm.
Der Beutelteufel ist ein Nachttier und ernährt sich von kleinen Säugetieren, Vögeln und Aas. Mit seinem kräftigen Kiefer und vier sehr scharfen Backenzähnen zerbeißt er mühelos auch Knochen.
Seit 1996 breitet sich unter den Tieren ein ansteckender und tödlicher Krebs aus. Der sogenannte DFTD-Krebs (Devil Facial Tumor Disease) verursacht schlimme Tumore im Gesicht, so dass die Tiere bald nicht mehr fressen können und verenden. Bis heute ist der Bestand deshalb gebietsweise um bis zu 90 Prozent geschrumpft. Wenn es nicht gelingt, diese Entwicklung zu stoppen, halten es Forscher für wahrscheinlich, dass der Tasmanische Teufel in weniger als fünf Jahren ausgestorben sein könnte.
Vor einigen Jahren fanden Forscher den Tasmanischen Teufel Cedric, der gegen den Krebs immun zu sein schien. Er galt deshalb als Hoffnungsträger im Kampf gegen das Aussterben der Spezies und lebte zu Forschungszwecken bis vor einem Jahr am Menzies Research Institute in Hobart auf der Insel Tasmanien. Dort musste er jedoch traurigerweise eingeschläfert werden, weil der einst geheilte DFTD in Cedrics Lunge Metastasen gebildet hatte. Für die Forscher war das ein großer Rückschlag im Kampf gegen die Krankheit.
Wissenschaftler der Penn State University haben nun Cedrics Erbgut und das von mehr als 170 weiteren Tasmanischen Teufeln untersucht. Mit diesem Genpool wollen die Biologen versuchen, die Population der Spezies wieder zu erhöhen und die Tiere vor dem Aussterben retten.
Die Idee der Forscher ist, mit Hilfe des entschlüsselten Erbguts beispielsweise in Zoos eine Startpopulation von gesunden und widerstandsfähigen Tasmanischen Teufeln zu züchten. Die Tiere sollen dann so lange behütet werden, bis der tödliche Krebs sich in der Wildnis ausgetobt hat und keine Bedrohung mehr darstellt.
Nach nur 31 Tagen Tragezeit werden die jungen Tasmanischen Teufel geboren, die bei der Geburt völlig nackt sind und durchschnittlich gerade mal 0,2 Gramm wiegen. Die Jungen verstecken sich dann bis zu 15 Wochen im Beutel der Mutter. Da die Mutter nur vier Zitzen hat, können auch nur maximal vier Junge pro Wurf überleben. Meist werden jedoch mehr geboren, die von der Mutter in der Regel aufgefressen werden.
Nicht nur der DFTD-Krebs bedrohte die Tasmanischen Teufel in der Vergangenheit: Um 1800 besiedelten die Europäer Tasmanien und jagten das Beuteltier aus Angst um ihr Hausvieh. Seit 1941 stehen sie deshalb unter Schutz, und ihre Population konnte sich einigermaßen erholen. Ihre natürlichen Lebensräume, die Waldgebiete Tasmaniens, verkleinern sich jedoch weiterhin durch menschliche Eingriffe. Da die Tiere auch in städtische Gebiete vordringen, sterben sie regelmäßig durch Autounfälle oder Kämpfe mit Hunden.
Sobald der natürliche Lebensraum wieder sicher ist, sollen die Teufel wieder in die Waldgebiete entlang der Küste Tasmaniens zurückgebracht werden - um selbständig auf die Jagd zu gehen und sich allein fortzupflanzen.