Lake Mead am Colorado River Größtes Wasserreservoir der USA ist so leer wie nie

Blick auf den geschrumpften Lake Mead
Foto: Patrick T. Fallon / AFPZum ersten Mal in der Geschichte des Stausees Lake Mead am Colorado River haben US-Behörden eine offizielle Wasserknappheit der höchsten Stufe ausgerufen – das größte Trinkwasserreservoir der USA enthält so wenig Wasser wie in beinahe hundert Jahren nicht.
Der Wassermangel werde zu erheblichen Versorgungsengpässen in Teilen des Südwestens führen. Und das in einer Region, die schon über Jahre von der anhaltenden Dürre geprägt ist.
Das Bureau of Reclamation, das zum US-Innenministerium gehört, teilte mit: Bedingt durch die Wasserknappheit müsse die Wasserzuteilung an die Bundesstaaten Arizona und Nevada und an das Land Mexiko angepasst werden. Verteilt werden die Wassermengen im Oktober für ein Jahr. Der Behörde zufolge muss Arizona auf 18 Prozent seiner jährlichen Zuteilung verzichten, auf Nevada kommt eine Kürzung von sieben Prozent zu. Die Zuteilungen an Mexiko, die seit 1944 vertraglich festgelegt sind, werden um fünf Prozent gekürzt.
»In der fast hundertjährigen Geschichte des Stausees gab es noch nie eine derartige Verknappung«, sagte etwa die Wissenschaftlerin Sarah Porter, Direktorin des Kyl Center for Water Policy an der Arizona State University.
Zehn Gouverneure schreiben an den US-Präsidenten
Unabhängig von der Wasserzuteilung richteten zehn Gouverneure einen Appell an den US-Präsidenten Joe Biden . Sie forderten, wegen der Dürre den Katastrophenfall auf Bundesebene auszurufen. Das würde es Landwirten und Viehzüchtern ermöglichen, Hilfe zu beantragen, die über die bestehenden Notfallprogramme hinausgeht.
»Historische Dürreperioden drohen ganze Ernten zu vernichten, die Erträge zu schmälern und extremen Schädlings- und Krankheitsbefall zu verursachen, der die Verluste noch erhöht«, schrieben die Gouverneure in einem Brief.
Wegen der Dürre steht Landwirten weniger Futtermittel zur Verfügung, der Preis für Heu ist stark gestiegen. Viele Viehzüchter und Landwirte seien gezwungen, ihren Viehbestand zu versteigern oder den Verkauf ihres Landes zu erwägen, heißt es in dem Schreiben außerdem.
Die Dürre verursacht im Westen der USA seit mehreren Jahren Probleme. »Wir sehen die Auswirkungen des Klimawandels«, sagte dazu Tanya Trujillo, die stellvertretende Sekretärin des Innenministeriums für Wasser und Wissenschaft, bei einer Online-Pressekonferenz. Die Schneedecke in der Region sei unterdurchschnittlich, die Temperaturen sengend, die Böden zu trocken. »Leider könnte sich dieser Trend fortsetzen«, sagte Trujillo weiter.
Camille Calimlim Touton, stellvertretende Kommissarin beim US-Bureau of Reclamation
Der jüngste Bericht des US-Dürre-Monitors zeigt, dass mittlerweile 99 Prozent des Westens der Vereinigten Staaten betroffen sind. Vor einem Jahr waren es noch 63 Prozent. Schätzungsweise 59,2 Millionen Amerikaner leben in den Gebieten, die die Dürre prägt.
»Wir haben gehofft, dass wir das nie erleben würden«, sagte auch Camille Calimlim Touton, die stellvertretende Kommissarin beim Bureau of Reclamation. »Im Kern der heutigen Ankündigung steht auch die Anerkennung der Härten, die die Dürre mit sich gebracht hat.«
Die Wasserversorgung der Haushalte bleibe vorerst von den Kürzungen unberührt. Allerdings wird erwartet, dass die Wasserpreise für die Haushalte steigen.
Der See versorgt 25 Millionen Menschen
Der Lake Mead ist das größte Wasserreservoir der Vereinigten Staaten. Er entstand in den Dreißigerjahren, weil man den Colorado River an der Grenze zwischen Nevada und Arizona aufstaute. Er ist einer von mehreren künstlich angelegten Stauseen, die Wasser aus dem Colorado River speichern. Der Lake Mead ist entscheidend für die Wasserversorgung von 25 Millionen Menschen in den Städten Los Angeles, San Diego, Phoenix, Tucson und Las Vegas.
Um den See herum ist ein weißer Rand zu erkennen, ein sogenannter »Badewannenring« aus Mineralien. Der Ring kennzeichnet den einstigen Wasserstand. Aktuell ist der See nur noch zu 35 Prozent gefüllt.