Landwirtschaft Bessere Wassernutzung könnte Ernten verdoppeln

Reisanbau in China: Wassernutzung in China überdurchschnittlich gut
Foto: STRINGER SHANGHAI/ REUTERSRecife - Liegt es am knappen Wasser, wenn nicht genug Nahrungsmittel produziert werden können? Ein internationales Forscherteam ist nun zu dem Schluss gekommen, dass Wassermangel nicht das Hauptproblem ist. Das vorhandene Nass werde vielmehr ineffizient genutzt und ungleich verteilt, konstatieren sie in einem Bericht, den sie jetzt auf dem 14. Weltwasserkongress im brasilianischen Porto de Galinhas vorgestellt haben. Damit seien viele Wasserprobleme letztlich eine politische Herausforderung und beruhten nicht auf einem Mangel an Ressourcen.
"Ja, es gibt Mangel in einigen Gebieten. Aber unsere Ergebnisse zeigen, dass das Problem vor allem in der Unfähigkeit liegt, das Wasser in diesen Flussgebieten effektiv und fair zu nutzen" sagt Alain Vidal, Leiter des internationalen Challenge Program on Water and Food (CPWF), in dessen Rahmen die Studie durchgeführt wurde. Wenn man diese Situation ändere, könnte die Nahrungsmittelproduktion vieler Flusseinzugsgebiete in den nächsten Jahrzehnten sogar verdoppelt werden, prognostizieren die Forscher.
Das Team analysierte fünf Jahre lang die Situation am Ganges, Mekong, Indus, Karkheh, Niger, Nil, am Limpopo und am Volta in Afrika, am Sao Francisco, am Gelben Fluss in Asien und im Andengebiet in Südamerika. Man habe diese Gebiete ausgewählt, weil sie die volle Bandbreite der mit der Wasserversorgung verbundenen Probleme in Entwicklungsländern repräsentieren, sagt Vidal. Sie deckten zusammen 13,5 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche ab und seien Heimat für gut 1,5 Milliarden Menschen.
Regenwasser versickert oft ungenutzt
Die Analyse habe ergeben, dass vor allem in Afrika ein Großteil der Vegetation über Regenwasser versorgt werden könnte. Doch nur vier Prozent dieser Ressource würden aufgefangen und für die Bewässerung und zum Tränken des Viehs genutzt, so die Forscher. Auch in Teilen Asiens und Lateinamerikas bleibe die Pflanzenproduktion teilweise um die Hälfte hinter den Möglichkeiten zurück.
Relativ effektiv sei die Wasserwirtschaft unter anderem bereits am Ganges, am Nil und am Gelben Fluss. Dort hätten Farmer und Regierungen bereits auf die Situation reagiert und die Menge der mit dem verfügbaren Wasser erzeugten Nahrung deutlich erhöht.
"Wenn wir uns mehr bemühen, die Regenwasser-Landwirtschaft zu intensivieren, könnten wir die Welt ernähren, ohne den Druck auf die Flusssysteme noch zu verstärken", sagt Studienleiter Simon Cook vom International Center for Tropical Agriculture (CIAT). Die Nahrungsmenge könnte dann auch für die rund 9,5 Milliarden Menschen reichen, die laut Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2050 auf der Erde leben sollen.
Zunehmende Konflikte um Wasser
Cook und seine Kollegen identifizierten auch "Hot Spots" - Flussgebiete wie am Indus, Nil oder Limpopo, wo es zu wachsenden Konflikten über die Verteilung der Wasserressourcen kommt. Eine Ursache solcher Konflikte sei die völlige Fragmentierung des Wassermanagements, sagen die Forscher. Die Anrainerstaaten vieler Flusseinzugsgebiete regelten die Verteilung des Wassers getrennt voneinander. Meist werde sogar jeder Sektor - Landwirtschaft, Industrie oder Umwelt - gesondert betrachtet, anstatt alle im Zusammenhang zu sehen.
"Der Blick auf das gesamte Flussgebiet ist entscheidend, um die Auswirkungen der jeweiligen Verteilungspolitik flussauf- und flussabwärts berücksichtigen zu können", sagt Dennis Wichelns, stellvertretender Generaldirektor des International Water Management Institute (IWMI), einem der Partner des Projekts. Erst dieser ganzheitliche Blick ermögliche es, Optimierungen zu finden, die allen Anrainern zugute kämen.