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Brodelnder Lavasee Der Höllenschlot von Hawaii

Spektakel auf dem Hawaii-Vulkan Kilauea: Mehrere Meter am Tag steigt die Lava im Halemaumau-Schlot - jederzeit könnte sie zu Tal stürzen. Kündigt verdächtiges Knistern den Ausbruch an?

Hamburg - Es knallt, glühende Lava spritzt aus dem Krater, heiße Schwaden steigen auf, die Erde zittert - am hawaiischen Vulkan Kilauea droht ein Ausbruch. Eine Hunderte Meter hohe Dampfsäule steht über dem Berg. Mit Sorgen tragen sich die Einheimischen aber nicht: "Das sind großartige Neuigkeiten für unsere Besucher, aktive Lava ist zu sehen", jubelt ein Touristenverein.

In einem 160 Meter breiten Schlot des Vulkans Kilauea auf der Hauptinsel von Hawaii schwappt ein imposanter Lavasee; er steigt und steigt: Vor einem Jahr lag er 70 Meter tief, vor einem Monat stand er noch 60 Meter unterhalb der Kraterschwelle, vor einer Woche waren es 50 Meter, nun trennen die mehr als 1100 Grad heiße Lava nur noch 31 Meter vom Rand. Und täglich steigt die Lava mehrere Meter.

Der kreisrunde Halemaumau-Schlot ("Haus des Feuers") ist ein vergleichsweise kleiner, sogenannter Pitkrater. Er liegt eingefasst im großen Krater am Gipfel des Kilauea, der etwa fünf Kilometer breit ist und Anfang des 20. Jahrhunderts mit Lava gefüllt war. An seinem nördlichen Ende steht ein Haus, von dem aus Touristen einen unverstellten Blick genießen: Schon jetzt spritzten erste Lavafetzen aus dem Schlot, berichten Zeugen. Und nachts liege ein gespenstisches Glühen über dem Krater. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis die Lava zu Tal stürzen wird, glauben Wissenschaftler des Geologischen Dienstes der USA (USGS).

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Lavasee auf dem Kilauea: Schwellende Glut

Foto: USGS

Die Lava ist der Baustoff Hawaiis, die Inseln bestehen aus Vulkangestein. Der Kilauea erhebt sich fast 6800 Meter über den Ozeanboden, aus dem er vor rund 200.000 Jahren geboren wurde und seither emporwächst. Vor etwa 50.000 durchbrach der Vulkan den Meeresspiegel.

Schon die ersten Siedler wurden vermutlich mit heftigen Ausbrüchen empfangen, glauben Geologen. Denn just vor 800 Jahren, als Menschen aus der Südsee mit Booten auf Hawaii eintrafen, wälzten sich jahrelang gewaltige Mengen Lava vom Kilauea ins Meer, wie Geologen aus der Datierung des Vulkangesteins wissen.

Die schwellende Lava im Halemaumau-Schlot ist Teil eines Ausbruchs der Ostflanke des Kilauea, der schon 30 Jahre dauert - kontinuierlich steigt Magma aus der Tiefe, es füllt Klüfte und Schlote im Gestein. Jetzt ist der Druck erneut gestiegen, wie die schwellende Lava zeigt.

In Kürze dürfte der Lavasee ins unbewohnte, felsige Tal stürzen. Bevor er aber überlaufen wird, werde sich die Lava vermutlich durch unterirdische Risse fressen und irgendwo auf der Ostflanke an die Oberfläche brechen, glauben Geologen. Es knistere bereits verdächtig in den Schlotwänden, offenbar breche das Gestein. Bald wird es so weit sein, und die Lava wird zischend ins Meer rauschen. Dort versteinert sie - und vergrößert den Inselsockel von Hawaii.

boj
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