Folge der Hitzewelle Feuer in London erinnert Forscher an »Great Fire« von 1666

Großbrände haben vor wenigen Tagen in der britischen Hauptstadt gewütet. Ein Wissenschaftler zieht nun eine drastische Parallele und sagt: Die Feuer hätten weit mehr zerstören können als ein paar Dutzend Häuser.
London in Flammen: Rauch steigt am 19. Juli über dem Stadtteil Wennington am östlichen Rand der Hauptstadt auf

London in Flammen: Rauch steigt am 19. Juli über dem Stadtteil Wennington am östlichen Rand der Hauptstadt auf

Foto: Leon Neal / Getty Images

Schwacher Wind hat London in der letzten Woche womöglich vor einer Katastrophe bewahrt: Die Böen erreichten lediglich Geschwindigkeiten von 22 km/h, kaum mehr als Durchschnitt. Das sei der entscheidende Unterschied zum »Großen Feuer« von London 1666 gewesen, so der Feuerforscher Guillermo Rein vom Imperial College London gegenüber dem »Guardian« .

Damals sei der verheerende Stadtbrand wegen starken Windes praktisch nicht mehr aufzuhalten gewesen, nachdem er einmal entfacht war. »Dienstag hätte viel schlimmer werden können, wenn wir mehr Wind gehabt hätten.« Diesmal fielen 41 Häuser in den Ortsteilen Wennington, Uxbridge und Erith den Flammen zum Opfer.

Am selben Tag hatten englische Wetterstation erstmals in der Geschichte eine Lufttemperatur von mehr als 40 Grad Celsius im Schatten gemessen. England ächzte unter der gleichen Hitzewelle wie Deutschland, die Feuer aber schockierten das eher an feuchte Wetterbedingungen gewöhnte Land.

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Die ausgedehnte, grüne Stadt sei heute zwar sicherer als die eng bebaute Metropole von 1666, räumte Rein ein. Vor dem »Great Fire« war London in Stadtmauern gepfercht und überwiegend aus Holz gebaut, im Wiederaufbau setzte sich Stein als Baumaterial durch. Bedeutender als der Unterschied aber sei die Parallele, meinte der Professor: »Dies war ein Stadtbrand, wo ein Feuer von einem Haus zum anderen überspringt, genährt von Vegetation.« In dieser Hinsicht sei am Dienstag das Gleiche geschehen wie 1666.

Vor allem trockene Grasflächen am Stadtrand hatten dafür gesorgt, dass sich die Feuer verbreiteten wie etwa an der Ringautobahn M25 im Londoner Osten. Als Auslöser wurden unter anderem in der Hitze gärende Komposthaufen in privaten Gärten ausgemacht. So ein Feuer springe schnell auf den Nachbarzaun über, von dort auf einen Baum, der wiederum ein Dach anstecke, so Rein.

Am Sonntag kämpfte die Feuerwehr erneut gegen mehrere Großbrände in London und der benachbarten Grafschaft Surrey. Im Naturschutzgebiet Hankley Common in Surrey, wo die örtliche Feuerwehr eine Großschadenslage ausrief, entwickelten sich enorme Rauchschwaden, weshalb Anwohner angewiesen wurden, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Auch auf Londoner Gebiet kam es zu mehreren Waldbränden, unter anderem in Hayes und Thamesmead. In der Nähe des Epping Forest im Nordosten von London waren rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz, wie der Sender Sky News berichtete.

Die Feuerwehr warnte davor, dass sich durch die große lange Trockenheit schnell Brände entzünden könnten. Londoner wurden gebeten, nicht in Parks zu grillen und vorsichtig zu sein.

ak/dpa
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