Luftverschmutzung Saurer Regen laut Peking außer Kontrolle
Peking - Die Ergebnisse der fünfjährigen Studie waren offenbar selbst für die chinesische Regierung, die Negativmeldungen sonst gern unterdrückt, nicht mehr zu leugnen: Über 265 Städten gehe saurer Regen nieder, berichtete die staatliche Tageszeitung "China Daily". Der jährliche wirtschaftliche Schaden werde auf umgerechnet 10 Milliarden Euro geschätzt, das sind zwei bis drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
"Die regionale Verschmutzung durch sauren Regen ist außer Kontrolle", sagte Wang Jian vom staatlichen Umweltamt. "In einigen südlichen Städten sieht es noch schlimmer aus." Der zunehmende Ausstoß von Salpetersäure und Schwefeldioxid verschlimmere die Lage, beklagten die Wissenschaftler bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse, die mit norwegischer Hilfe gesammelt worden waren.
Auf einer Weltkarte der Luftverschmutzung, die erst vergangenen Monat von der europäischen Raumfahrtagentur Esa vorgestellt wurde, ist der gewaltige Schadstoff-Ausstoß in China deutlich zu erkennen.
Die steigende Zahl der Autos, der wachsende Kohleverbrauch und ein übermäßiger Düngemitteleinsatz spielten eine zunehmend starke Rolle in der Verschmutzung des Landes unter anderem durch sauren Regen, sagte Tang Dagan, Direktor der Forschungsakademie für Umweltwissenschaften.
Im vergangenen Jahr seien 21 Millionen Tonnen Schwefeldioxid ausgestoßen worden - zwölf Prozent mehr als 2002. Mit dem Anstieg des Kohleverbrauchs dürften nächstes Jahr weitere sechs Millionen Tonnen hinzukommen, schätzen die Wissenschaftler. Sie forderten, alle Kraftwerke mit Filtern auszustatten.
Die wachsende Nachfrage nach Kohle, die zwei Drittel aller chinesischen Kraftwerke befeuert, und die große Zahl kleiner Kraftwerke seien der wichtigste Grund für die rasche Zunahme des Schwefeldioxidausstoßes. Nirgendwo auf der Welt wird so viel Kohle gefördert und verbraucht wie in China, dessen Kohle auch noch besonders schwefelhaltig ist. Das Land ist der Verursacher von Ruß- und Schwefeldioxid-Emissionen weltweit.