Neuseeland
Mann beantragt Asyl wegen drohender Klimakatastrophe
Seine Heimatinseln im Pazifik werden bedroht vom steigenden Meeresspiegel - nun beantragt ein Mann aus Kiribati mit seiner Familie in Neuseeland Asyl. Er möchte als Klimaflüchtling anerkannt werden.
Nahe am Wasser gebaut: Dorf Tangintebu auf Süd-Tarawa in Kiribati im Pazifik
Foto: � David Gray / Reuters/ REUTERS
Hamburg - Ein Mann aus dem pazifischen Inselreich Kiribati hat wegen des Klimawandels bei einem Gericht in Neuseeland um Asyl gebeten. Steigende Meere und Umweltrisiken durch die globale Erwärmung in seiner Heimat seien der Grund, erklärte der 37-jährige Ioane Teitiota. Er bittet darum, als Klimaflüchtling anerkannt zu werden.
Im Inselstaat Kiribati leben gut 100.000 Menschen. Seine 33 Atolle liegen durchschnittlich zwei Meter über dem Meeresspiegel. Sie gelten als am stärksten anfällig für steigendes Wasser. Der Uno-Klimarat hat in seinem jüngsten Bericht einen weltweiten Anstieg der Ozeane um rund drei Millimeter pro Jahr festgestellt, aber vor einem stärkeren Anstieg in den nächsten Jahrzehnten gewarnt. Die Meere könnten demnach bis Ende des Jahrhunderts um 26 bis 82 Zentimeter höher stehen.
Teitiota kam 2007 nach Neuseeland, er hat drei Kinder, die dort geboren wurden. Das Leben seiner Familie würde bedroht, sollte sie in Kiribati siedeln müssen, sagte er. Neuseelands High Court in Auckland hatte ihm bislang Asyl verweigert. "Es gibt keine Zukunft für uns, wenn wir wieder nach Kiribati gehen", konterte Teitiota nun vor dem Berufungsgericht.
"Katastrophe in 30 Jahren"
Bislang sei der Fall nach veraltete Rechtsvorschriften für Flüchtlinge behandelt worden, sagte Teitiotas Anwalt. Die Genfer Flüchtlingskonvention, die Ende des Zweiten Weltkriegs in Kraft trat, müsse geändert werden, um Menschen auf der Flucht vor der Klimakatastrophe zu helfen, sagte Anwalt Michael Kidd "Radio New Zealand". "Was in Kiribati in den nächsten 30 Jahren geschehen wird, ist eine Katastrophe."
Neuseelands Einwanderungstribunal akzeptiert Teitiotas Behauptungen, betonte aber, er wäre in derselben Position wie die anderen Bewohner von Kiribati. Viele würden Maßnahmen treffen, um die Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels zu mildern. Kiribati hat beispielsweise Land gekauft, um in Fidschi Lebensmittel wachsen zu lassen und Menschen umsiedeln zu können.
Neuseeland und Australien, die Hauptziele von Flüchtlingen aus dem Südpazifik, haben bislang neue Einwanderungsregeln aufgrund des Klimawandels abgelehnt. Die Lage in Kiribati sei schwierig, es gebe aber wenig Chance, dass sie in den Anwendungsbereich der Genfer Flüchtlingskonvention oder der Uno-Menschenrechtskonvention falle, sagte Jane McAdam, Expertin für Flüchtlingsrecht an der Sydney University in Australien. Es fehle "sicherlich der politische Wille", um die Gesetze zu ändern.
Die Uno hatte in den letzten Jahren wiederholt vor Flüchtlingsströmen aufgrund des Klimawandels gewarnt. Ihre pessimistischen Prognosen sind aber bislang nicht eingetroffen.