Marshallinseln Atomsarg im Pazifik wird undicht

Hochradioaktives Material von Atombombentests wurde in der Südsee vor Jahrzehnten unter einem Betonmantel vergraben. Doch der werde nun brüchig, warnt der Uno-Vorsitzende.
Eniwetok-Atoll: Der Betondeckel (oben links) soll radioaktive Substanzen einschließen

Eniwetok-Atoll: Der Betondeckel (oben links) soll radioaktive Substanzen einschließen

Foto: The Asahi Shimbun/ Getty Images

Eine oberirdische Deponie für hochradioaktiven Atommüll auf dem Eniwetok-Atoll, das zu den Marshallinseln gehört, droht undicht zu werden. Davor warnte Uno-Generalsekretär Antonio Guterres bei einem Besuch auf den Fiji-Inseln.

67 Atombomben hatten die US-Streitkräfte zwischen 1946 und 1958 zu Testzwecken in der Südsee gezündet. Auf die Bevölkerung und Natur in der Region wurde dabei wenig Rücksicht genommen.

Der Betonverschluss war in den Siebzigerjahren auf der Insel Runit im Eniwetok-Atoll errichtet worden, um die Kontamination der Umwelt mit strahlenden Stoffen aus den Atomtests zu verhindern. Unter der behelfsmäßig errichteten Betonkuppel liegen Zehntausende Kubikmeter Schutt, die mit radioaktivem Plutonium verstrahlt sind. Vor gut 40 Jahren wurden bei Aufräumarbeiten Boden und Asche mit knapp einem halben Meter Beton versiegelt.

Risse im Beton

Die Kuppel, die den Strahlenmüll "wie in einer Art Sarg" schütze, sei vermutlich bereits Leck geschlagen, sagte der Uno-Generalsekretär während seines Besuchs in Fiji, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. Die Radioaktivität drohe in den Pazifik zu gelangen. Die Präsidentin der Marshallinseln, Hilda Heine, habe ihm gegenüber ihre Besorgnis über mögliche radioaktive Leckagen ausgedrückt.

Beim Bau vor mehr als 40 Jahren wurden der Untergrund des Depots nicht versiegelt, die Einrichtung war als vorübergehende Lösung für das Problem geplant. Pläne für ein dauerhaftes Endlager wurden aber nie weiter verfolgt. Risse im Beton schüren die Sorge, dass auch der Deckel des Atomsargs undicht werden könnte, beispielsweise beim Durchzug eines Tropensturms.

Zahllose Inselbewohner waren Mitte des 20. Jahrhunderts gegen ihren Willen umgesiedelt worden, viele blieben der Radioaktivität der Explosionen ausgesetzt. "Die Konsequenzen waren ziemlich dramatisch für die Gesundheit und auch für die Meeresumwelt", sagte Guterres . Es bleibe "Vieles zu tun". Konkrete Maßnahmen nannte er nicht.

boj

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren