In der kroatischen Stadt Pula versuchen Wissenschaftler, die größte Muschel des Mittelmeeres vor einem Massensterben zu retten. Die "Edle Steckmuschel" oder "Pinna Nobilis" wird bis zu 1,20 Meter lang, sie steckt tatsächlich im Meeresboden. Ein Mitarbeiter des Aquariums von Pula taucht zu einigen Exemplaren hinab. Auf dem Grund liegen auch verendete Muscheln. Seit einigen Jahren sterben die Steckmuscheln in Massen - warum, ist nicht genau bekannt.
Luka Katusic, Kroatisches Institut für Umweltschutz
"Erste Anzeichen eines Massensterbens von Pinna Nobilis gab es 2016 in Spanien. Seitdem hat es sich über das ganze Mittelmeer verbreitet. In unserem Land wurde es erstmals im Mai 2019 bemerkt. Im Frühling 2020 war die ganze kroatische Adriaküste erfasst. Die Sterblichkeit ist extrem hoch. In den betroffenen Gegenden kann sie 100 Prozent betragen, also das Aussterben von Pinna Nobilis bedeuten."
Das Absammeln und die Wasserverschmutzung haben der Art, die in den Küstengewässern des gesamten Mittelmeeres vorkommt, ohnehin schon zugesetzt. Was das Massensterben auslöst, ist nicht vollkommen geklärt.
Luka Katusic, Kroatisches Institut für Umweltschutz
"Wir wissen, dass der Parasit Haplosporidium pinnae, der als hauptsächliche Todesursache angenommen wird, in den meisten toten Muscheln nachgewiesen wurde. In manchen toten Muscheln wurde ein mikrobakterieller Pilz gefunden, der auch als Todesursache gilt."
Eine mögliche Ursache für die Verbreitung der Parasiten könnten die durch die Klimakrise gestiegenen Wassertemperaturen sein. Es ist bekannt, dass die Parasiten inaktiv werden, wenn das Wasser kälter als 13,5 Grad Celsius ist. Bei dieser Temperatur vermehren sich allerdings auch die Muscheln nicht mehr. Kroatische Wissenschaftler haben nun versucht, zumindest einige Steckmuscheln vor dem Sterben zu bewahren.
Zarko Jakovic, Biologieingenieur Aquarium Pula
"Um die Pinna Nobilis zu retten, haben wir die Muscheln, die wir für gesund hielten, aus der Adria in unsere kontrollierte Umgebung gebracht. Wir haben versucht, sie zu vermehren und die Nachkommen aufzuziehen, bis sie geschlechtsreif sind."
300 Muscheln siedelten die Forscher vor einem Jahr um. in den Pools des Aquariums versuchten sie, sie zu vermehren. Doch offenbar waren viele Muscheln bereits infiziert. Von den 300 Exemplaren sind heute nur noch 30 am Leben.