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Meeresschildkröten: Von der Paarung bis zum Schlüpfen

Foto: Kostas Papafitsoros/ dpa

Erfolgreiche Schutzprogramme Meeresschildkröten-Bestände erholen sich

Der größte Feind der Meeresschildkröten ist der Mensch. Viele Arten sind gefährdet, doch jahrzehntelange Schutzbemühungen zeigen ihre Wirkung.

Wasserschildkröten sind noch immer bedroht, die größten Gefahren gehen weiterhin vom Menschen aus. Aber einige Arten konnten dank internationaler Schutzbemühungen ihre Bestände wieder steigern. Eine im Journal "Science Advances" veröffentlichte Studie  zeigt, was verschiedene Initiativen rund um die Welt in den vergangenen Jahren gebracht haben.

Die Forscher um Antonios Mazaris von der Universität Thessaloniki in Griechenland haben dafür Daten zu allen sieben Arten der Meeresschildkröten analysiert. Ergebnis: Die Zahl der Tiere steigt in vielen Gebieten.

Das Team wertete für 299 Populationen jährliche Abschätzungen der Nester über Zeiträume von 6 bis 47 Jahren aus. Bei 95 Populationen stieg die Zahl der Tiere deutlich, bei 35 hingegen sank sie - ebenfalls deutlich. Beim Rest blieb sie in etwa gleich. Exakte Zahlen nennen die Forscher allerdings nicht.

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Meeresschildkröten: Von der Paarung bis zum Schlüpfen

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"Selbst kleine Populationen von Meeresschildkröten haben die Fähigkeit, sich zu erholen", schreiben sie. Es könne sein, dass Gebiete mit geringer Zahl von Schildkröten zuweilen Zuwachs aus Nachbarregionen erhielten. Hauptgründe für die steigenden Zahlen seien wahrscheinlich jedoch der effektive Schutz der Eier und der Weibchen bei der Eiablage sowie der Rückgang der Todesfälle durch Beifang.

"Das sind gute Neuigkeiten", sagt Meeresschildkröten-Experte Roderic Mast von der Weltnaturschutzunion IUCN. Diese sehe einen ähnlichen Trend. Noch stehen sechs der sieben Meeresschildkröten-Arten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste der IUCN. Für die siebte Art, die Wallriffschildkröte (Natator depressus), gibt es laut IUCN nicht genügend Daten zur Einstufung.

Es sei zwar positiv, dass man das Artensterben stoppen könne, aber niederschmetternd, dass viele der untersuchten Populationen weiterhin kleiner würden, sagt der WWF-Referent für Seafood Zertifizierung, Philipp Kanstinger.

Hier lauern die größten Gefahren

  • Die bei weitem größte Bedrohung für die Meeresschildkröten ist nach Ansicht des IUCN-Experten Mast der Beifang. Einige hunderttausend Schildkröten verenden demnach pro Jahr an Haken der oft über 100 Kilometer langen Langleinen. Andere werden in Fisch- und Shrimpsnetzen gefangen, in denen sie ersticken. Mehr und mehr Fischer ersetzen jedoch die J-förmigen Haken an den Langleinen durch Rundhaken, in die Schildkröten nicht richtig beißen können. Das reduziert nach WWF-Angaben die Todesrate durch Langleinen um 90 Prozent.
  • Die zweitwichtigste Bedrohung ist Mast zufolge der weiterhin in vielen Regionen existierende direkte Fang von Schildkröten und das Sammeln der Eier.
  • Auf Nummer drei sieht der Experte die Verschmutzung der Meere, insbesondere durch Plastik. So steige die Zahl der entdeckten Schildkröten mit Plastikteilen im Magen, die auch zum Tod führen könnten.
  • Als vierte Bedrohung nennt er den Verlust der Lebensräume. Hell erleuchtete Hotels an Stränden halten die Schildkröten-Weibchen vom Eierlegen ab und irritieren die frische geschlüpften Babys mit ihren Lichtern, so dass sie den Weg zum lebenswichtigen Meer nicht finden.
  • Gleich mehrfach schädige zudem der Klimawandel die Reptilien, sagt Mast. So könnten Sturmfluten und der steigende Meeresspiegel Brutgebiete am Strand vernichten.
  • Je höher die Sandtemperatur, desto mehr Tiere entwickelten sich in den Eiern zudem zu Weibchen. Was die Änderung im Geschlechterverhältnis letztlich bewirke, sei noch unklar.
  • Wenn die Temperatur weiter steige, könnten die noch nicht geschlüpften Tiere in den Nestern sogar sterben. In Malaysia sei der Temperatureinfluss auf andere Weise eindrücklich belegt: Dort seien Kokospalmen an einem Schildkrötenstrand gefällt worden. Ohne Schatten sei es zu heiß für den Schildkrötennachwuchs.

Da der Erfolg vor allem auf direkte Schutzbemühungen wie Reservate zurückgehe, seien weitere Anstrengungen wichtig, sagt Mast. Das Verhalten jedes einzelnen Menschen müsse sich ändern, nicht nur das von Regierungen und Industrie. "Geben sie den Strohhalm aus dem Glas zurück, den Sie im Restaurant erhalten." Auch Wasserflaschen aus Plastik seien "schlecht für die Schildkröten, schlecht für den Ozean und ebenso schlecht für uns Menschen".

Trotz des positiven Trends in vielen Regionen gebe es noch viel zu tun im Naturschutz, schreibt das Team um Mazaris. Die Zahl der Lederschildkröten (Dermochelys coriacea) etwa sinke im Ost- wie im Westpazifik. "Unsere Ergebnisse heben die Bedeutung eines kontinuierlichen Schutzes und der Bemühungen zur Bestandsaufnahme hervor, die dieser Erfolgsgeschichte des globalen Naturschutzes zugrunde liegen", schließen die Forscher.

Simone Humml, dpa/brt
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