Bayern Ackerstein erweist sich als Meteorit

Jahrelang lag er unbeachtet in einem bayerischen Vorgarten, jetzt erweist er sich als kosmische Kostbarkeit: Ein vermeintlicher Ackerstein hat sich als Meteorit entpuppt. Wissenschaftler sprechen von einer kleinen Sensation.
Meteorit: Er sei rund 4,5 Milliarden Jahre alt, sagen Forscher.

Meteorit: Er sei rund 4,5 Milliarden Jahre alt, sagen Forscher.

Foto: DPA/ Mineralientage München

Ein Ackerstein aus der Nähe von Dachau hat sich als Meteorit herausgestellt. "Dass solch ein Meteorit, dessen Fall nicht direkt beobachtet wurde, in Deutschland gefunden wird, ist eine Sensation und seltener als ein Sechser im Lotto", sagte der stellvertretende Direktor der Mineralogischen Staatssammlung München, Rupert Hochleitner.

Der Stein wurde vor mehr als 50 Jahren von einem Bauernsohn in Machtenstein bei Dachau gefunden. Er lag zuletzt jahrelang als Wasserstein in einem Vorgarten. Ein Mann, der eine Chronik des Ortes verfassen wollte, erinnerte sich in diesem Jahr an das Fundstück und kontaktierte einen Augsburger Forscher. Der verwies ihn dann an die Mineralogische Staatssammlung in München.

Jetzt sei der Brocken als Steinmeteorit mit einem Gewicht von 1422 Gramm identifiziert worden, erklärte die Staatssammlung München. Er sei rund 4,5 Milliarden Jahre alt und stammt demnach wie die Erde aus der Zeit, in der das Sonnensystem entstand. Der Meteorit soll auf den Mineralientagen München gezeigt werden, die am 25. Oktober beginnen.

Katastrophe vor 15 Millionen Jahren

Die Entdeckung ergänzt eine beeindruckende Liste kosmischer Trümmer: "Seit 1800 hat man auf dem Gebiet von Deutschland in seinen heutigen Grenzen 46 Meteoriten gefunden, davon wurden 28 bei ihrem Fall direkt beobachtet", berichtet Mario Trieloff von der Universität Heidelberg. Durchschnittlich werde mithin alle vier Jahre ein Meteorit entdeckt.

In den vergangenen 1000 Jahren hätten wenigstens sieben Meteoriten das Gebiet des heutigen Bayern getroffen, ohne größere Schäden zu verursachen, berichten Geowissenschaftler des Landesamtes für Umwelt (LfU) nach der Auswertung historischer Augenzeugenberichte seit dem Jahr 952. Der letzte Meteoritenfall liegt zehn Jahre zurück und verfehlte Schloss Neuschwanstein nur knapp.

Den Berichten zufolge hätten Meteoriten in der Neuzeit keine größeren Schäden verursacht. Vor 15 Millionen Jahren hingegen wurde Süddeutschland verheerend getroffen: Damals krachte ein tausend Meter dicker Klumpen in die Region, er schuf das heute weltberühmte Nördlinger Ries. Eine 20.000 Grad heiße Glutwolke schoss drei Kilometer in die Höhe, 300 Milliarden Tonnen Gesteinstrümmer verwüsteten die Landschaft Hunderte Kilometer weit.

boj/dpa
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