Klimakrise Forscher empfehlen schnelle Senkung der Methan-Emissionen

Rinderzucht in Brasilien: Die Reduktion von Methan-Emissionen ist entscheidend, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen
Foto: Mario Tama / Getty ImagesEs ist Eile geboten beim Kampf gegen den Klimawandel – soviel ist sicher. Aber während es bei den Diskussionen um Strategien zum Klimaschutz vor allem um die Reduzierung von Kohlendioxid geht, wird ein weitaus potenteres Klimagas gern übersehen: Methan.

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Es entsteht beispielsweise bei der Rinderzucht und wird durch den Verdauungsvorgang von Kühen freigesetzt oder bei der Förderung fossiler Brennstoffe. Und im vergangenen Jahr hatten die Emissionen dieses Treibhausgases einen neuen Höchststand erreicht. Dabei liegt der Anteil von Methan an der Erderwärmung weit unter dem von Kohlendioxid.
Aber eine Studie kommt nun zu dem Ergebnis, dass gerade die Reduktion von Methan-Emissionen entscheidend dabei helfen könnte, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Die Arbeit, erschienen in der Fachzeitschrift »Environmental Research Letters« , hat errechnet, dass umfassende Strategien mit den bereits bestehenden Technologien die Methan-Emissionen bis 2030 um die Hälfte reduzieren könnten. Dadurch würden Folgen des Klimawandels wie steigende Meeresspiegel oder Schäden in den Ökosystemen verlangsamt, schreibt das Team um Ilissa Ocko, leitende Klimawissenschaftlerin beim Environmental Defense Fund und eine der Hauptautorinnen der Studie.
Schnelle Maßnahmen zur Reduzierung der Methan-Emissionen könnten die Erwärmung der Erde um 30 Prozent verlangsamen, schreiben die Forscher. »Wir kommen zu dem Ergebnis, dass die Ausweitung und der Einsatz stark ungenutzter, aber verfügbarer Maßnahmen zur Minderung der Emissionen in naher Zukunft signifikante Temperaturvorteile haben wird, die über die Vorteile langsamer oder verzögerter Maßnahmen hinausgehen«, so die Studie.
Dazu gehören laut den Forschern die Eindämmung von Öl- und Gaslecks, die Sanierung stillgelegter Kohlegruben, mehr Futterergänzungsmittel für Rinder und der breitere Einsatz von Technologien zur Erfassung von Emissionen aus Deponien. Der Einsatz solcher Technologien hat bis Mitte des Jahrhunderts das Potenzial, eine Erwärmung von fast einem Viertel Grad Celsius zu verhindern. Bis Ende des Jahrhunderts könnten es ein halbes Grad sein.
Die Reduzierung von Methan-Emissionen gilt als ein Schwerpunkt der Klimaschutzbemühungen der US-Regierung von Joe Biden. Man werde in die Infrastruktur bei der Erdgasförderung investieren, um Leckagen zu vermeiden und verlassene Öl- und Gasquellen abzudichten. Darüber hinaus soll es Programme zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktivität geben, um auch dort Methan- und Lachgasemissionen zu reduzieren.
Gestiegene Emissionen durch den Menschen
Methan ist derzeit zu etwas weniger als einem Viertel an der Erderwärmung beteiligt. Im Gegensatz zu Kohlendioxid, dass in der Erdatmosphäre weitaus häufiger vorkommt und sich dort Hunderte Jahre hält, wird Methan in der Regel nach kürzerer Zeit abgebaut. Es hat aber einen weitaus stärkeren Effekt auf das Klima: Über einen Zeitraum von hundert Jahren hat es eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO2, über 20 Jahre ist die Wirkung 86-mal stärker.