Durch minderwertiges Futter Rinder könnten mehr Methan produzieren

Wenn Rinder rülpsen, setzen sie Methan frei - das Gas beschleunigt den Klimawandel. Eine Prognose zeigt nun, wie stark der Ausstoß durch die Tiere zunehmen könnte. Schuld daran hat auch minderwertiges Futter.
Kuh beim Grasen auf einer Weide

Kuh beim Grasen auf einer Weide

Foto: © Baz Ratner / Reuters/ REUTERS

Immer mehr Rinder weltweit bedeuten immer größere Mengen des Treibhausgases Methan, das von den Tieren bei der Verdauung ausgestoßen wird. Allein dadurch könnte das Klima stärker leiden, befürchten Forscher. Denn wegen des steigenden Fleischbedarfs werden immer mehr Rinder gehalten, so Wissenschaftler im Fachjournal "Biogeosciences".  Doch auch die Methanmenge pro Rind könnte größer werden.

Die Forscher, zu denen Peter Manning vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt gehörte, gehen davon aus, dass der Methan-Ausstoß jeder Kuh bis 2050 im Mittel um bis zu 4,5 Prozent steigen könnte. "Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Viehbestände drastisch steigen werden, könnte Vieh im Jahr 2050 Methan in einer Menge emittieren, die dem Erwärmungspotenzial von 4,7 Gigatonnen Kohlendioxid entspricht", erklärte Manning zu der Modellrechnung. "Das wäre ein mehr als 70 Prozent höherer Wert als zum gegenwärtigen Zeitpunkt."

Ursache für den Anstieg je Tier sei der im Zuge des Klimawandels vielfach sinkende Nährwert von Futterpflanzen, erklären die Forscher. Untersuchungen zufolge hätten die Pflanzen in wärmeren Gebieten häufig einen geringeren Nährwert als in kühleren. Die Rinder müssten zum Ausgleich mehr davon fressen und verdauten länger, was wiederum zur verstärkten Bildung von Methan führe. "Was wir beobachten, ist ein Teufelskreis", warnt Mark Lee von den Royal Botanic Gardens in London. Frühere Untersuchungen hatten zudem gezeigt, dass auch die Behandlung mit Antibiotika bei den Tieren zu einem erhöhten Methanausstoß führt.

Weltweit etwa 1,5 Milliarden Rinder

Steigende Methanemissionen würden in Nordamerika, Mittel- und Osteuropa sowie Asien verzeichnet - hier gebe es auch den größten Anstieg bei der Viehhaltung, hieß es weiter. Manning plädierte dafür, nährstoffreichere Pflanzen zu kultivieren und die Viehhaltung in den Regionen zu begrenzen, die sich am schnellsten erwärmen. "Es ist aber auch wichtig, den individuellen Fleischkonsum zu reduzieren."

Methan ist als Treibhausgas in der Atmosphäre 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid und macht daher einen substanziellen Teil des menschengemachten Treibhauseffekts aus. Das Gas entsteht, wenn organisches Material unter Luftausschluss abgebaut wird - wie zum Beispiel Gras im Verdauungssystem einer Kuh. Ein Hausrind stößt täglich etwa 150 bis 250 Liter Methan aus. Derzeit werden weltweit etwa 1,5 Milliarden der Tiere gehalten.

In Deutschland ist die Land- und Forstwirtschaft eine bedeutsame Methanquelle, insbesondere die Massentierhaltung. Auch in Klärwerken und Mülldeponien entsteht das Gas. In anderen Ländern werden beim Nassreisanbau große Mengen Methan freigesetzt.

Mehr Gemüse, weniger Fleisch

Die derzeitigen Mehrwertsteuerbegünstigungen für tierische Produkte seien eine umweltschädliche Investition, hatte das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Roßlau zu Jahresbeginn erklärt. "Tierische Produkte wie Fleisch und Milch profitieren von nur sieben Prozent Mehrwertsteuer, obwohl sie deutlich klimaschädlicher sind als Getreide, Obst oder Gemüse", hieß es. "Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verursacht zwischen sieben und 28 Kilo Treibhausgasemissionen - Obst oder Gemüse dagegen liegen bei weniger als einem Kilo."

Auf die gesamten Treibhausgasemissionen bezogen machen wiederkäuende Rinder allerdings nur einen kleinen Bruchteil der Quellen aus: In Deutschland sind Ackerbau und Viehzucht zusammengenommen nach Daten des UBA für etwa sieben Prozent der Emissionen verantwortlich. Den stärksten Einfluss haben der Energiesektor, Industrieprozesse und der Verkehr.

joe/dpa
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