Warmes Wetter Milde Temperaturen locken Mücken hervor

Die ersten Mücken schwirren bereits durch die Luft. Wird es in diesem Jahr mehr der Insekten als üblich geben? Es kommt vor allem auf die bevorstehenden Frühlingswochen an.
Gemeine Stechmuecke (Culex pipiens)

Gemeine Stechmuecke (Culex pipiens)

Foto: imago/blickwinkel

Kaum steigen die Temperaturen, schwirren sie schon hier und da herum: Das relativ warme Wetter hat bereits die ersten Mücken ins Freie gelockt. Die Insekten haben in Kellern oder auf Dachböden überwintert. Normalerweise beginnt die Mückensaison erst im März und April.

"Im Frühjahr gehen die ausgehungerten Weibchen auf die Jagd, um noch mal Blut nachzutanken erklärt Mücken-Expertin Doreen Walther vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) im brandenburgischen Müncheberg. Das Blut brauchen sie für die Eiablage. Wie viele Mücken es dann im Sommer gibt, hängt vor allem von den Witterungsverhältnisse im Frühling ab.

Die blutsaugenden Insekten brauchen feuchte Brutplätze, um ihre Eier ablegen zu können. Es gilt: Ein nasser Frühling bedeutet einen guten Start für die Mücken. Ist es hingegen eher trocken, wie es derzeit der Fall ist, verschiebt sich die Entwicklung später ins Jahr. Explosionsartig werden die für den Menschen lästigen Insekten also in absehbarer Zeit nicht auftreten.

Die monatelange Trockenheit des vergangenen Sommers habe vor allem Mückenarten in ihrer Vermehrung ausgebremst, die ihre Eier auf Überflutungsflächen etwa entlang von Flüssen ablegen, sagt Walther. Den Hausmücken habe die Trockenheit dagegen nicht so viel ausgemacht. "Sie brauchen Regentonnen im heimischen Garten oder auch Blumenvasen."

Invasive Arten kamen mit der Trockenheit gut klar

Die sogenannten invasiven, also nach Deutschland eingewanderten oder eingeschleppten Arten sind mit der Trockenheit des vergangenen Jahres laut der Mückenexpertin ebenfalls gut klar gekommen. Während einheimische Arten tiefe Wasserflächen für die Eiablage brauchen, reichen Exoten kleine Gefäße mit äußerst geringem Wasserstand.

Die Anzahl invasiver Mücken ist insgesamt noch nicht so groß. Sie können aber gefährlich sein, weil sie Viren schwerer Tropen-Krankheiten wie West-Nil-, Chikungunya-, Dengue- oder auch Zika-Fieber auf den Menschen übertragen können. Dazu müssen sie vorher an einem infizierten Wirt gesaugt haben.

"Drei dieser Arten haben sich bereits in Deutschland etabliert", warnt Walther. Dazu gehöre die Asiatische Tigermücke, von der es in Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und auch in Hessen Populationen gebe.

Die Japanische Buschmücke habe bis auf Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und die nördlichen Bundesländer Deutschland bereits erobert. Hinzu kommt laut Walther die Art Aedes koreicus, für die es noch keine deutsche Bezeichnung gibt. Zunächst war sie im bayerischen Augsburg entdeckt worden, eine Population gibt es inzwischen in Wiesbaden (Hessen).

Ihre Erkenntnisse zieht Walther aus dem Mückenatlas, in dem seit 2012 die Verbreitung von Mücken erfasst und kartiert wird. Grundlage dafür sind Mückeneinsendungen von Bürgern. Sie fangen, was bei ihnen zu Hause herumschwirrt, und schicken es an das Zalf, wo die Art bestimmt wird. Im vergangenen Jahr waren das knapp 3000 Einsendungen mit insgesamt fast 11.000 Mücken - darunter allein 34 Exemplare der Asiatischen Tigermücke, doppelt so viele wie noch 2017.

Mangel an Präventivmaßnahmen

Bisher sei deutschlandweit noch kein Fall bekannt, bei dem eine schwere, lebensgefährliche Erkrankung auf einen Mückenstich zurückzuführen war, erklärt die Wissenschaftlerin. "Es hat noch nicht geknallt, aber die Wahrscheinlichkeit steigt. Je wärmer es in Deutschland wird, umso besser sind die Bedingungen dafür, dass sich die Viren in den Mücken vervielfältigen." Zudem mangele es an Präventivmaßnahmen gegen die gefährlichen Mückenarten.

In Südwest-Deutschland untersucht die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Stechmückenplage (Kabs) seit mehr als 20 Jahren unter anderem das Auftreten der Asiatischen Tigermücke und hilft bei deren Bekämpfung. Als wirksam erwiesen haben sich Eiweiße des Bakteriums Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) Sie töten Mückenlarven ab.

"Die BTI-Eiweiße werden in Wasser angerührt, mit Handspritzen ausgebracht oder als Sprudeltabletten aufgelöst und verteilt. Sie sind bis zu einen Monat wirksam", erklärt Norbert Becker, wissenschaftlicher Kabs-Direktor. Die Mittel würden von den Kommunen finanziert und in Kooperation mit Gesundheitsämtern und Ordnungsbehörden an die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten verteilt.

"Wir können das Mittel allerdings nicht prophylaktisch in ganz Deutschland verteilen. Durch aktives Monitoring muss das Auftreten von Tigermücken erfasst und dann die Population gezielt bekämpft werden", sagt Becker.

Jeanette Bederke, dpa/joe
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