Mondkraft Gezeiten lassen die Erde beben
Wenn Geologen zuletzt versucht haben, einen Zusammenhang zwischen der bebenden Erde und anderen Kräften im Universum herzustellen, wurden sie ein ums andere Mal enttäuscht. Egal ob Anziehungskraft der Sonne oder wechselnde Stellung des Mondes - nichts von alldem hat als Verursacher von Erdstößen getaugt.
Doch nun haben Geophysiker aus Japan und den USA zumindest einen indirekten Zusammenhang gefunden, wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Science" berichten. Demnach können besonders starke Gezeiten einen so hohen Druck auf Erdspalten unter dem Meeresgrund ausüben, dass urplötzlich die Erde zu beben beginnt.
Für seine Berechnungen hat das Team um Elizabeth Cochran von der University of California in Los Angeles detaillierte Erdbebendaten und Aufzeichnungen über die zu jener Zeit herrschenden Gezeiten miteinander verglichen. Dabei flossen die Informationen von mehr als 2000 flachen Verwerfungen rund um den Erdball ein.
Doppelter Druck
In solchen Zonen, in denen sich eine Erdplatte relativ nah an der Oberfläche unter eine andere schiebt, sind die Auswirkungen von Ebbe und Flut besonders stark. Gleichzeitig zerlegten die Geologen die von den Gezeiten ausgeübten Kräfte in zwei Komponenten - einmal parallel zu den abtauchenden Platten, einmal entlang des Risses in der Erdkruste.
Dabei zeigte sich, dass die flachen, bis zu 40 Kilometer tiefen Störungszonen gleich doppeltem Druck durch die Gezeiten ausgesetzt sind: Zum einen macht das Gewicht der heranrollenden Wellen die geologischen Verwerfungen extrem verwundbar. Zum anderen zerrt die Anziehungskraft von Sonne und Mond, die letztlich für die Gezeiten verantwortlich ist, nicht nur an den Wassermassen, sondern an der gesamten Erde. Das übt zusätzlichen Stress auf die Platten aus, Erdbeben sind die unausweichbare Folge.
Die Forscher wollen nun genauer untersuchen, wie hoch die Kräfte der Gezeiten sein müssen, damit auch wirklich Erdstöße entstehen. Mit Hilfe dieser Daten könnte es irgendwann einmal möglich werden, die von Ebbe und Flut provozierten Erdbeben vorherzusagen.